Neuer Schritt des Zapatismus
Auf Augenhöhe
Nadine und Hannah
Mit dem kürzesten Kommuniqué und gleichzeitig der größten Mobilisierung seit dem Aufstand am 1. Januar 1994 drangen die Zapatistas am 21. Dezember 2012 mit 40 000 Basisaktivist*innen friedlich in fünf chiapanekische Städte ein und gelangten dadurch wieder an das Licht der Öffentlichkeit. Nachdem es in den Massenmedien ruhig um die zapatistische Bewegung geworden war, demonstrierten sie an diesem Tag ihre Stärke und Organisation, in völliger Stille, mit erhobenen Fäusten und den Blick nach unten gewandt.
YEK-KOM heißt jetzt NAV-DEM
Die demokratische Gesellschaft entwickeln
Dilek Satılmış und Yüksel Koç, die Kovorsitzenden von NAV-DEM
Die Föderation der Kurdischen Vereine in Deutschland YEK-KOM e. V. wird ihre Arbeit fortan unter dem Namen NAV-DEM e. V. fortsetzen.
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren in unseren Vereinen mit unseren Mitgliedern und anderen kurdischen Institutionen vielschichtige Diskussionen über die Probleme und Schwierigkeiten unserer Vereine und Strukturen geführt. Auf Grundlage dieser Diskussionen haben wir am 21. und 22. Juni 2014 den 20. Jahreskongress von YEK-KOM in Dortmund mit dem Ziel einer Neuorganisierung veranstaltet. Neben der inhaltlichen Neustrukturierung wurde dabei die Änderung des Namens der Föderation der Kurdischen Vereine in Deutschland (YEK-KOM) in Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland (Navenda Civaka Demokratîk ya Kurdên li Almanya, NAV-DEM) beschlossen und die rund 800 Delegierten verabschiedeten eine Satzung für die neugeschaffene Struktur.
Der juristische Kampf der KurdInnen gegen die »Terrorliste«
... unbestritten, dass der Kampf gerecht und legitim ist
Mahmut Şakar, Rechtsanwalt
Am 1. Mai 2014 legten die niederländischen RechtsanwältInnen Marieke van Eik, Tamara Buruma und Marq Wijngaarden im Namen der Beschwerdeführer Murat Karayılan und Duran Kalkan beim Gerichtshof der Europäischen Union Einspruch gegen eine Weiterführung der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) auf der Liste der »terroristischen Organisationen« ein. Darüber berichten die Medien nur ganz am Rande.
Die fachjuristischen und technischen Aspekte machen zwar einen Großteil dieser wichtigen Initiative aus. Dennoch sollte die Öffentlichkeit über dieses Verfahren informiert werden. Mein Text richtet sich an LeserInnen mit wenig Vorwissen.
Madura Aso über Frauenmedien im Iran
Die Frauen sollen auf ihre eigene Kraft vertrauen
Gelewej Ewrin, Yeni Özgür Politika, 24. Juli 2014
Der Beginn des Frauenjournalismus im Iran liegt 104 Jahre zurück. Trotz der vielen Schwierigkeiten und Repressalien von Seiten des iranischen Regimes wurde dieser Zweig zu einem Kampfterrain gegen die verkommene Mentalität der herrschenden Schahs und Mullahs.
Madura Aso ist eine von zahlreichen Journalistinnen, die auf diesem Gebiet seit Jahren ihren Kampf führen. Gelewej Ewrin hat sie dazu befragt.
Zur Abschottung Abdullah Öcalans von seinen Anwälten
Abdullah Öcalan unterliegt noch immer physischer Isolation!
Ömer Çelik, Journalist, 26.07.2014
Der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan, für dessen Freilassung als »Repräsentant des kurdischen Volkes« internationale Kampagnen initiiert wurden, ist auf der Gefängnisinsel Imralı trotz weltweiter Verbreitung seiner Ansichten physischer Isolation ausgesetzt. Während politische Delegationen im Rahmen des Prozesses für eine politische Lösung der kurdischen Frage Zugang zur Insel haben, wird seinen Anwälten nun im vierten Jahr unter Angabe fadenscheiniger Gründe der Kontakt zu ihm verwehrt. Für die Anwälte, die ihre bis heute währenden Bemühungen und den andauernden Prozess als »Versuch der Kurden, durch die Tür der demokratischen Justiz einzutreten« werten, ist das weiterhin der größte Widerspruch der regierenden AKP.
Abdullah Öcalan: 65 Jahre alt, davon 15 Jahre auf einer Gefängnisinsel inhaftiert
Ein Leben von über 40 Jahren Kampf und Widerstand
Havin Güneşer, Journalistin und Sprecherin der Internationalen Initiative »Freiheit für Öcalan – Frieden in Kurdistan«, 1. August 2014
Was bringt Menschen dazu, trotz Unterdrückung, Entbehrungen und Bedrohung ihres Lebens Widerstand zu leisten und zu kämpfen? Es muss das sein, was den Menschen zum Menschen macht: Seine Fantasie. Die Kraft sich vorstellen zu können: Eine andere Welt ist möglich.
Das neue Rechtssystem in Rojava
Der Konsens ist entscheidend
Ercan Ayboğa
Ercan Ayboğa war Teilnehmer einer Delegation der »Kampagne Tatort Kurdistan« nach Rojava (Nordsyrien/Westkurdistan), die im Mai 2014 knapp vier Wochen in der Region Cizîre unterwegs war und zahlreiche Interviews zur politischen Lage und den verschiedenen Aspekten der Selbstverwaltung führte.1
Anm.: Dieser Artikel ist in einer Kurzform im August 2014 in der Ausgabe Nr. 4 des TOA-Magazins (herausgegeben vom Servicebüro für Täter-Opfer-Ausgleich und Konfliktschlichtung, Köln) erschienen.
Interview mit dem PYD-Kovorsitzenden Salih Muslim
Die Menschen lernen, sich selbst zu bestimmen
Das Gespräch führte Can Çiçek für den Kurdistan Report
Die Tagesordnung wird von den Angriffen in Südkurdistan und Rojava bestimmt. Wie bewerten Sie die aktuellen Ereignisse?
Ankara als Geburtshelfer des Terrorkalifats in Irak und Syrien
An der Brust der AKP
Nick Brauns, Journalist/Historiker
Der »Islamische Staat« (IS/ISIS) verdanke insbesondere der Türkei seinen gegenwärtigen Erfolg. Das bekundete ein Kommandant der dschihadistischen Organisation freimütig gegenüber US-amerikanischen Journalisten. Nach der Einnahme der irakischen Stadt Mûsil (Mossul) hat der IS Ende Juni ein grenzüberschreitendes Kalifat in Irak und Syrien ausgerufen. Vor Massakern und anderen Gräueltaten der Gotteskrieger, die unter der schwarzen Fahne ihr mittelalterliches Verständnis des Islam mit Gewalt durchsetzen wollen, sind inzwischen Hunderttausende Menschen auf der Flucht.
Islamischer Staat, kurdische (Un-)Abhängigkeit und das Versagen des Nationalstaatsparadigmas
Dilar Dirik
Eines Tages wachte die Welt auf und merkte plötzlich, dass die Religionsgemeinschaft der Êzîden existiert und dass eine radikale Dschihadistengruppe namens Islamischer Staat, IS (früher auch bekannt als Islamischer Staat in Irak und Syrien, ISIS), Menschen im Irak ermordet. Offenbar sei der IS »durch die Region gefegt«, habe plötzlich, unvorhersehbar, unberechenbar, ohne Warnung, aus dem Nichts angegriffen! Und die nächstbeste Idee, die uns im Hinblick auf eine Lösung der Krise in den Sinn kommt, sind westliche Intervention und Bomben ...
Bericht aus den Bergen Şengals
Verraten und verkauft
Interview mit Hayri Kızıler, Qamişlo, 20.08.2014, ANF
In einem Interview mit der Tageszeitung Yeni Özgür Politika berichtet der Journalist Hayri Kızıler über die Ereignisse im nordirakischen Şengal (Sindschar) und in den Şengal-Bergen nach den Angriffen des Islamischen Staates (IS). Kızıler, der sich seit zehn Monaten in Şengal aufgehalten hat, äußert sich u. a. darüber, wie sich die Peschmerga-Kräfte Südkurdistans schlagartig zurückzogen, ohne die Bevölkerung zu warnen, die daher plötzlich mit der Gefahr eines Massakers konfrontiert war. Des Weiteren schildert er den Überlebenskampf der in die Şengal-Berge geflohenen Menschen und kritisiert dabei die voreingenommene Berichterstattung einiger Medien.
YXK lädt zu den 22. Hüseyin-Çelebi-Literaturpreisen ein
Auch in diesem Jahr richtet der Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK) den Hüseyin-Çelebi-Literaturwettbewerb aus. Die Wurzeln der dieses Jahr zum 22. Mal stattfindenden Literaturveranstaltung reichen bis in das Jahr 1992 zurück. Seitdem wird der Kurzgeschichten- und Gedichtewettbewerb jedes Jahr im Gedenken an das Ehrenmitglied der YXK Hüseyin Çelebi in einer anderen Stadt durchgeführt. In diesem Jahr hat Frankfurt am Main die Ehre.
Vor allem die letzten Jahre zeichneten sich zur Freude der VeranstalterInnen durch eine sehr rege Teilnahme aus, aus der auch Kraft geschöpft wurde, um die Tradition dieser Veranstaltung weiterzutragen. Besonders erfreulich ist auch das wachsende Interesse an kurdischer Literatur. Aufgrund der Tatsache, dass die kurdische Sprache und Literatur seit Jahrzehnten großen politischen Repressionen ausgesetzt ist und ihre Weiterentwicklung deshalb sehr stark behindert wurde, geben die HC-Literaturpreise auch ein starkes politisches Signal sowohl an die Staaten, die diese Repressionen durchführen, als auch an die Menschen, die die kurdische Sprache trotz allem erlernen, sich mit ihr auseinandersetzen und weitere Beiträge für die kurdische Literatur leisten. Ein sehr großer Teil der Werke stammt aus den Federn politischer Gefangener, die aufgrund fehlender Meinungs- und Pressefreiheit zum Teil seit Jahrzehnten in Gefängnissen sitzen.
Eine Antwort auf die Fragen nach den unterschiedlichen Identitäten in Kurdistan?
Abhängige »Unabhängigkeit«
Luqman Guldivê
»In den europäischen Hauptstädten wird die Autonomie für die Êzîden diskutiert«[1], äußerte der êzîdische liberale Intellektuelle Ilhan Kızılhan gegenüber Rûdaw[2] kurz nach dem Einfall der Banden des Islamischen Staates (IS; vormals ISIS – Islamischer Staat in Irak und Syrien) in der Region Şengal (Sindschar). Ich kann hier leider nicht auf den Link zu diesem Kommentar verweisen. Nicht etwa, weil ich nicht will, sondern weil diese Meldung, die anfänglich hatte veröffentlicht werden dürfen, einem sich selbst als »unabhängig« bezeichnenden Nachrichtensender dann wohl doch nicht willkommen war.
Eine politische Lagebetrachtung
Die Rückkehr des hegemonialen Krieges in Kurdistan
Nilüfer Koç, Kovorsitzende des Nationalkongresses Kurdistan KNK
Eine politische Analyse des Irak oder eines anderen Staates im Mittleren Osten bedarf stets der Grundkenntnisse in der Geschichte dieser Region, vor allem nach den 1990ern. Denn das gegenwärtige Chaos, vor allem seit der Einnahme von Mûsil (Mossul) Anfang Juni und der folgenden Angriffe des Islamischen Staates (IS) auf Gebiete in Südkurdistan (Nordirak), erschweren ein klares Bild. Täglich sind wir mit den Folgen einer brutalen Politik konfrontiert, in der zwar der Name einer terroristischen Organisation auftaucht, aber die Frage, woher sie kommt, wer sie unterstützt und fördert, offenbleibt. Der Charakter des gegenwärtigen Krieges in der Region hat eine unglaubliche Professionalität erreicht, in der die eigentlichen Verursacher des Krieges und des Terrors verdeckt bleiben. Im Gegensatz zum Ersten und Zweiten Weltkrieg, wo die Verursacher transparent waren, wird jetzt ein Krieg im rechtsfreien Raum geführt, gegen den scheinbar weder politisch noch rechtlich vorgegangen werden kann. Dieser Krieg lässt auch die Genfer Kriegskonvention außer Acht.
Zum aktuellen Stand des demokratischen Lösungsprozesses in der Türkei
»Die Alternative zur friedlichen Lösung ist der Krieg«
Zübeyir Aydar
Der Vorgang, der von türkischer Seite als »Lösungsprozess« und von kurdischer Seite als »friedlicher und demokratischer Lösungsprozess für die Kurdenfrage« bezeichnet wird, währt nun seit ungefähr zwanzig Monaten. Bekanntlich hatte der Ministerpräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, Ende 2012 in einer Fernsehsendung einen Dialogprozess mit Abdullah Öcalan bekannt gegeben. Nachdem eine Delegation von Parlamentsabgeordneten am 03.01.2013 Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imralı besucht hatte und dieser Besuch publik geworden war, erhielt der Prozess öffentlichen Status. Als zu Newroz 2013 Öcalans Botschaft in Amed (Diyarbakır) vor Millionen Menschen verlesen wurde, übernahmen die Bevölkerung und die öffentliche Meinung symbolisch Mitverantwortung für den Prozess.
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
vergangenen Monat erreichten uns schreckliche Meldungen aus Südkurdistan. Seitdem der Islamische Staat (IS) die êzîdische Stadt Şengal am 3. August eingenommen hatte, gingen Nachrichten über Massaker, Massenentführungen und Massenflucht um die Welt.
Die südkurdischen Peschmerga-Kräfte waren aus der Stadt abgezogen und hatten die Menschen wehrlos den Islamisten überlassen. Die Folge: tausende Tote, hunderttausende Flüchtlinge. Als die Menschen sich ohne genug Wasser und Nahrung auf die Şengal-Berge flüchteten, entgingen sie knapp einer humanitären Katastrophe. Die ÊzîdInnen sprechen dieser Tage vom 73. Massaker an ihrer Religionsgruppe.
Kurdistan Report 175 | September/Oktober 2014
Der aktuelle Kurdistan Report unter anderem mit:
Aktuelle Bewertung
Widerstand der Kurden beeinflusst Geschehen im Mittleren Osten von Akif Yaşar
Zum aktuellen Stand des demokratischen Lösungsprozesses in der Türkei
»Die Alternative zur friedlichen Lösung ist der Krieg« von Zübeyir Aydar
Bericht aus den Bergen Şengals
Verraten und verkauft von Interview mit Hayri Kızıler, Qamişlo, 20.08.2014, ANF
Eine politische Lagebetrachtung
Die Rückkehr des hegemonialen Krieges in Kurdistan von Nilüfer Koç, Kovorsitzende des Nationalkongresses Kurdistan KNK
Interview mit dem PYD-Kovorsitzenden Salih Muslim
Die Menschen lernen, sich selbst zu bestimmen Das Gespräch führte Can Çiçek für den Kurdistan Report
Abdullah Öcalan: 65 Jahre alt, davon 15 Jahre auf einer Gefängnisinsel inhaftiert
Ein Leben von über 40 Jahren Kampf und Widerstand von Havin Güneşer, Journalistin und Sprecherin der Internationalen Initiative »Freiheit für Öcalan – Frieden in Kurdistan«
Neuer Schritt des Zapatismus
Auf Augenhöhe von Nadine und Hannah
und vielen weiteren interssanten Artikeln; hier gehts weiter zum Inhaltsverzeichnis KR 175