Die zeitgenössische kurdische Identität in Südkurdistan

Abdullah Öcalan

 

Bei der Analyse der zeitgenössischen kurdischen Identität bietet die Position der Kurd:innen innerhalb der Grenzen der nach dem Ersten Weltkrieg geschaffenen Staaten Irak und Syrien sehr aufschlussreiche Lektionen. Im Zerfallsprozess des Osmanischen Reiches wurden gemäß dem Sykes-Picot-Abkommen (1916) im Irak und in Syrien unter der Hegemonie Englands und Frankreichs Mandatsregime errichtet. Ein Mandatsregime bedeutet vorübergehende Kolonialherrschaft. Die Eisenbahnlinie wurde zur Grenze zwischen der neuen Republik Türkei und dem Staat Syrien erklärt. Die Grenze zwischen dem Irak und der Türkei wurde im Rahmen des Mossul-Vertrags gezogen, wobei die Erdölinteressen als Grundlage für die Festlegung der Grenzlinien herangezogen wurden. Beide Grenzverträge wurden auf Kosten der Verletzung des für heilig erklärten Nationalpaktes »Misak-ı Millî« unterzeichnet.

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Die Verschwörung, die gegen die kurdische Realität entwickelt wurde, hatte eine entscheidende Bedeutung bei der Ziehung der irakisch-türkischen Grenzen. Während diese Verschwörung gegen die kurdische Integrität entwickelt wurde, wurden die nächsten Jahrhunderte mit einkalkuliert. Diese Verschwörung markierte den Beginn des Dekrets über den Völkermord an den Kurd:innen. Über die Aufteilung Kurdistans in vier Teile in dieser Zeit wird viel gesprochen, aber leider wird ihr Wesen nie realistisch erklärt und interpretiert. Solange diese Realität jedoch nicht in ihrer ganzen Nacktheit analysiert und interpretiert wird, können die Geschehnisse in Kurdistan als Ganzes, die kurdische Realität und die kurdische gesellschaftliche Entität nicht vernünftig definiert werden.

Die Zerstückelung Kurdistans und der Kurd:innen im Zusammenhang mit der irakischen Grenze ist eines der tragischsten Ereignisse in der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Es ist, als ob eine wirksamere Bombe als die Atombombe an das Fundament der Geschichte nicht nur der Kurd:innen, sondern auch der Araber:innen, Perser:innen und Türk:innen gelegt wurde. In dieser Zeit gab es in der Großen Nationalversammlung der Türkei eine große Opposition gegen den aktuellen Kurs der Ereignisse. Die kurdischen Intellektuellen und Armeeoffiziere jener Zeit hatten sich erhoben. Diese Realität lag dem Aufstand von 1925 zugrunde. Im Gegensatz zu dem, was in der offiziellen Geschichtsschreibung erfunden wird, waren es nicht die Kurd:innen, die ein Abkommen mit der englischen Hegemonie schlossen, sondern das weißtürkische1 Regime. Ich betone nachdrücklich den konspirativen Charakter des weißtürkischen Regimes. Mensch sollte sehr gut wissen, dass dieses Regime sogar Mustafa Kemal durch diese Verschwörung neutralisiert hat. Es ist bekannt, dass Mustafa Kemal dieses Abkommen als das schwierigste und unangenehmste Ereignis seines Lebens betrachtete und erklärte, dass die Republik als Ganzes in Gefahr sei, wenn er dem Abkommen nicht zustimmen würde. Was zunächst im Osten mit dem Vertrag von Kars (1921) und dann im Westen mit dem Vertrag von Lausanne gewonnen worden war, ging mit dem Vertrag von Ankara vom 5. Juni 1926 über Mossul und Kirkuk strategisch verloren. Wie strategisch dieser Verlust ist, hat die jüngste Invasion im Irak2 deutlich gezeigt. Entgegen der landläufigen Meinung ging mit dieser Grenzziehung nicht nur das Öl von Mossul und Kirkuk verloren, sondern auch die Kurd:innen, die kurdisch-türkische historische Bruderschaft und die kulturelle Integrität aller Völker des Nahen Ostens.

Man glaubt immer noch, dass diese Grenze mit Methoden wie dem Versuch, sie durch tägliche geografische Verschiebungen zu korrigieren und zu schützen, dem Bau von Mauern entlang der Grenze, elektrischen Zäunen, der Ausstattung mit stählernen Militärposten und der Verteidigung durch eine Sonderarmee korrigiert werden könnte. Die Anwendung dieser Methoden ist reine Ignoranz, die Lehren aus der Geschichte nicht zu ziehen, sich auf eine Verschwörung zu verlassen oder deren Werkzeug zu sein. Grundlegend Falsches kann nur korrigiert werden, indem es beseitigt und durch grundlegend Richtiges ersetzt wird. Außerdem konnten die Engländer:innen ihre Hegemonie ausbauen und aufrechterhalten, indem sie dieses Spiel in ganz Europa, Asien, Afrika, Amerika und sogar Australien spielten. Hunderte und Tausende von Gesellschaftskulturen wurden auf der Grundlage von Grenzen, die mit einem Lineal gezogen wurden, geteilt, gegeneinander ausgespielt und auf diese Weise regiert. Der Nationaletatismus ist die gefährlichste Form dieses Spiels, das auf der Ebene des Machtkonflikts entwickelt wurde. Ohne die Aufteilung der Welt in die mehr als zweihundert Nationaletatismen von heute wäre es nicht möglich gewesen, die kapitalistische Hegemonie zu errichten und aufrechtzuerhalten. Nur auf diese Weise kann die wahre Geschichte offenbart werden, indem mensch versteht und erklärt, wer gewonnen und wer verloren hat, welche Ideologien und Kulturen gewonnen und welche verloren wurden.

Die zeitgenössische kurdische Geschichte und Entität kann nur im Rahmen dieser Totalität geklärt werden, im Kontext ihrer Zerstückelung auf der Grundlage der Grenzen des Irak und Syriens. Diese Teilung ist so groß, dass in ihr potenziell alle Vernichtungsoptionen, einschließlich des Völkermordes, enthalten sind. Die Kalküle, die damit gemacht werden, sind vielfältig. Erstens dienen die irakischen Kurd:innen als eine Art Faustpfand, um die irakischen Araber:innen zu kontrollieren. Der Charakter der irakisch-kurdischen Bewegung hat diese Tatsache hinreichend bewiesen. Das letzte Saddam Hussein-Regime wurde gestürzt, indem man sich hauptsächlich auf die Kurd:innen stützte. Zweitens stellt sie das wichtigste Werkzeug dar, das im iranisch-irakischen Konflikt eingesetzt wird. Die Geschichte beweist dies hinreichend. Drittens wurde sie benutzt, um die Republik Türkei unter Kontrolle zu halten. Seit 1925 und sogar seit dem ersten modernen kurdischen Aufstand, dem Soran-Aufstand von 1806 unter der Führung von Babanzade Abdurrahman Pascha, waren alle größeren historischen Ereignisse in Kurdistan das wichtigste Mittel, um die osmanischen und republikanischen Regierungen zu beschäftigen und unter Kontrolle zu halten. Viertens war sie eines der günstigsten Mittel, um den Nahen Osten unter der Kontrolle der weltweiten Hegemonialmächte England (die Hegemonialmacht war vom neunzehnten Jahrhundert bis 1945 England und von den 1950er Jahren bis heute die USA) und USA zu halten. Fünftens, und das ist das Wichtigste, war sie der Hauptstützpunkt für die Kontrolle ganz Kurdistans und die Ablenkung des revolutionären Potenzials des kurdischen Volkes (seit 1920 versucht man angeblich, der irakisch-kurdischen Regierung einen Status quo zu verleihen). Darüber hinaus wird Südkurdistan zum Zentrum primitiver tribalistischer, religionistischer und modernistischer abhängiger Ideologien gemacht. Durch die Bindung an dieses kleine Gebiet und seine Verwaltung werden ganz Kurdistan und das kurdische Volk sozusagen an ein strategisches Kontrollinstrument gebunden. Sechstens lassen sich die beträchtlichen Bodenschätze, das Wasser und die schöne Landschaft Irakisch-Kurdistans leicht ausbeuten.

Wenn man diese Tatsachen, die wir unter sechs Hauptpunkten dargelegt haben, genauer analysiert, wird man feststellen, dass man im Wesentlichen einen kleinen kurdischen Nationalstaat stets potentiell in der Hinterhand hält und die Nationalstaaten der Region kontrolliert und zähmt, indem man sagt, dass er jederzeit gegründet werden könnte; und die Bewegungen der Kurd:innen zum Schutz ihrer Existenz und zur Entfaltung ihrer Freiheit werden gelähmt, indem sie in der Hoffnung auf eine mögliche Formation, die von externen Hegemonialmächten ausgeht, gefangen sind, anstatt sich auf ihre eigene Kraft zu verlassen. Auf dieser Grundlage werden sie ihres Selbstbewusstseins beraubt, gezwungen, immer von äußeren Kräften abhängig zu sein, und damit zu einem Status verdammt, der jederzeit Massakern ausgesetzt sein kann, und zu treuen Diener:innen und Untergebenen ihrer Herr:innen gemacht. An ihnen wird stellvertretend das gleiche Spiel mit wie mit allen Kurd:innen gespielt. Die wahren patriotischen, nationalen, demokratischen und revolutionären Bewegungen, die dieses Spiel zu vereiteln versuchen, werden einfach isoliert und beschuldigt, die Kurd:innen in Gefahr zu bringen (das ist in Wirklichkeit ein Spiel, das sie selbst sehr gut spielen), die Diplomatie nicht zu kennen (Loyalität gegenüber ihren Herr:innen), die Kurd:innen zu spalten (sie selbst legitimieren die Grenzen, die Kurdistan und die Kurd:innen im Herzen spalten, als ihre Hauptaufgabe) und das globale Gleichgewicht nicht zu berücksichtigen (Aufrechterhaltung des von den Hegemonialmächten geschaffenen Status). Indem sie ständig die Theorie und Praxis davon betreiben, dass das kurdische Volk nichts aus eigener Kraft tun kann (d.h., dass es sich mit dem zufrieden geben muss, was die Hegemonialmächte ihnen gewähren), versuchen sie den Aufbau einer demokratischen, freien und egalitären Gesellschaft als unmöglich erscheinen zu lassen. Mit dieser hegemonialen Mentalität werden die Kurd:innen, die vielleicht eines der revolutionärsten Völker unserer Zeit sein könnten, in das am meisten unterdrückte Sklav:innenvolk der Welt verwandelt und am Rande des Völkermords gehalten. Die Kurd:innen werden als »ein Volk ohne Anwält:innen« bezeichnet, und man lässt sie immer falschen Anwält:innen hinterherlaufen, obwohl das Richtige ist, dass ein Volk sein:e eigene:r Anwalt:in sein kann.

Ein weiteres wichtiges Spiel, das mit den Kurd:innen innerhalb der Grenzen des Irak gespielt wird, ist die Betonung des entstellten, erfundenen sunnitisch-bürgerlichen Charakters bei der Bildung der kurdischen nationalen Identität. Die Realität des kurdischen Volkes und Volksstammes, der eine der reichsten Kulturen der Geschichte bis in die Gegenwart getragen hat, und seine sehr reiche Stammes-, Aschiret- und Glaubenskultur werden ignoriert, und es soll eine künstliche kurdische Nation konstruiert werden, die sich aus dem abgestandensten primitiven Nationalismus der kapitalistischen Moderne und dem reaktionären sunnitischen Islam nährt. Anstelle einer demokratischen nationalen Gesellschaft versucht man, eine künstliche Wahrnehmung der Wahrheit zu schaffen, als sei eine undemokratische, der Freiheit und Gleichheit verschlossene, frauenfeindliche nationale Kultur, die die Nationalstaatlichkeit als ihre heilige Utopie ansieht, die einzige gesellschaftliche Realität und sie die einzigen, die sie vertreten können.

Ein weiteres tiefgreifendes Kalkül in Bezug auf die innerhalb der irakischen Grenzen lebenden Kurd:innen besteht darin, den Glauben zu wecken, dass die einzige Möglichkeit, die kurdische Frage zu lösen, in der kapitalistischen Moderne liege. Die irakischen Kurd:innen werden bei der langfristigen Planung der hegemonialen Beziehungen stets als Labormaterial verwendet. Die Verkörperung der kurdischen nationalen Realität wurde als ein Phänomen und eine Konstruktion projektiert, die ausschließlich durch kapitalistische Verhältnisse möglich sein kann. Ständig wird der Eindruck aufrechterhalten, dass eine revolutionäre, demokratische und sozialistische nationale Realität nicht möglich sei. Das wichtigste Instrument in den Händen der Hegemonialmächte ist dabei der auf Bagdad zentrierte arabisch-sunnitische oder schiitische Nationalismus. Indem sie die arabisch-nationalistische Bedrohung am Leben erhalten, verdammen sie die Kurd:innen zu einem Zustand, in dem sie immer irgendwo Zuflucht suchen müssen. Sie halten auch die gleiche Bedrohung durch die Kurd:innen gegenüber den Araber:innen aufrecht. In gleicher Weise werden auch die staatlichen Regimes der Türkei, Syriens und des Irans dadurch bedroht, dass ein kurdischer Nationalstaat im Begriff sei, gegründet zu werden. Andererseits wird durch die Beibehaltung dieser drei oder vier Elemente als Quellen einer Bedrohung die vollständige Loyalität der Kurd:innen ihnen gegenüber sichergestellt. Wie man sieht, ist das Labor sehr produktiv beim Deichseln von politischen Spielen. Systeme werden aufgebaut und zerstört, aber im irakisch-kurdischen Labor wird irgedwie nie ein dauerhaftes Material (Politik) geschaffen und ihm Leben eingehaucht. Die Kurd:innen werden weiterhin unter dem Kommando ihrer Herr:innen am Leben und produktiv gehalten. Diese Logik trägt maßgeblich dazu bei, dass die kurdische Frage immer noch ungelöst bleibt, obwohl es sich dabei um eines der ältesten Probleme im Nahen Osten handelt.

So wie für den israelischen Zionismus der weißtürkische Nationalismus in Anatolien die Rolle eines Proto-Israel spielte, spielte der kurdische Nationalismus in Irakisch-Kurdistan – insbesondere durch den Barzani-Stamm – eine ähnliche Rolle. Dies ist eine Art weißkurdischer Nationalismus. Nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis gibt es starke Verbindungen zwischen dem weißtürkischen und dem weißkurdischen Nationalismus. Die PDK (Demokratische Partei Kurdistans) wurde als die CHP der Kurd:innen geplant und ist Teil der fortlaufenden Aktivitäten der konspirativen Kräfte, die seit 1925 aktiv sind. Einerseits versuchten die konspirativen Kräfte, die Kurd:innen in der Zeit von 1925 bis 1940 zu massakrieren, andererseits begnügten sie sich nicht mit der gewaltsamen Zerstückelung Kurdistans im Jahr 1926, sondern legten auch noch den Grundstein für einen weißkurdischen Nationalismus im irakischen Teil, den sie nun in der Position des Erlösers bereithalten.

In Wirklichkeit sind alle Provokationen Meilensteine auf dem Weg nach Israel. Das Gleiche gilt auch für die Schia und den baathistischen arabischen Nationalismus. Ganz gleich, wie antizionistisch und antiisraelisch sich die nationalistischen Bewegungen (einschließlich des religiösen Nationalismus) im Nahen Osten geben, sie sind ontologisch (in Bezug auf die Konstruktionsmentalität als Entitäten) eine Variante des israelischen Nationalismus. So wie die monotheistischen Religionen Derivate und Varianten der ersten jüdischen Religion (Thora) sind, sind nicht nur die Nationalismen der Region, sondern auch der ganzen Welt im Rahmen der kapitalistischen Moderne Varianten des israelischen Nationalismus. In der Kommandozentrale des Weltnationalismus steht der israelische Nationalismus, und alle anderen nationalistischen und nationalistischen Parteien und Nationalstaaten, egal wie sehr sie scheinbar gegensätzliche Positionen einnehmen, können sich ontologisch nicht dem Dienst an der Hauptkommandomacht entziehen. Denn das System (Nationalismus und Nationaletatismus) ist auf dieser Grundlage aufgebaut. Das tragische Ende von Saddam Hussein, das darauf zurückzuführen ist, dass er das System nicht anerkannt und sich ihm auf falsche Weise widersetzt hat, ist ein eindrucksvoller Beweis dafür. Selbst der siebzig Jahre währende Realsozialismus in Sowjetrussland konnte in der letzten Instanz nicht der Auflösung infolge der Vormachtstellung des Nationalstaates und der Konstruktionskräfte des Kapitalismus im hegemonialen System entgehen. Genauso wie es notwendig ist, Systeme richtig zu beurteilen, ist es daher wichtig, dass der Widerstand gegen sie systemisch ist. Andernfalls lassen sich Tragödien nicht vermeiden. Selbst wenn siebzig Jahre seit seiner Gründung vergangen sind, endet ein falsches System in Enttäuschung. Dies ist auch der Grund, warum die demokratische Moderne gegen die kapitalistische Moderne für den Irak und die irakischen Kurd:innen von großer Bedeutung ist. Wir sind nicht zu kleinen religionistischen oder nationalistischen Nationalstaaten verdammt. Die wirkliche Gesellschaft kann nur begriffen und demokratisiert werden, wenn man sich von dem verblendenden Paradigma des Nationalismus und des Nationaletatismus befreit.

Die Spaltung der Kurd:innen auf der Grundlage der nationalstaatlichen Formationen in Irak und Syrien hat, wie diese kurzen Definitionen zeigen, eine verletzende Wirkung auf die Realität der kurdischen nationalen Gesellschaft gehabt und zum Verlust ihrer Selbstheit geführt; sie war ein heftiger Schlag für die Entwicklung und Integration der nationalen Gesellschaft. Dies bedeutet sozusagen, dass der Körper seiner Arme und Beine beraubt wird. Die Tatsache, dass es den Kurd:innen nicht gelungen ist, einer nationalen Gesellschaft zu werden und dass sie behindert und stets verwundet zurückgelassen wurden, macht es also notwendig, die Grenzziehungen im Irak und in Syrien zu betonen und die demokratische Moderne gegen die kapitalistische Moderne zu entwickeln, die dafür verantwortlich ist. Wenn wir von der kurdischen nationalen Einheit sprechen, sollten wir darunter nicht einen Nationalstaat verstehen, sondern eine demokratische nationale Gesellschaft. Dafür braucht es nicht die Grenzen neuer kleiner Nationalstaaten. Es braucht unbedingt Lösungen, die auf den demokratischen autonomen Strukturen aller zusammenlebenden Gesellschaftskulturen und insbesondere der Nachbarvölker basieren. Es ist eindeutig geworden, dass die nahöstlichen Nationalstaaten, die von der kapitalistischen Moderne aufgebaut wurden, weder in Frieden zusammenleben noch ihre Gesellschaften glücklich machen können. Das System der demokratischen Moderne, das auf die Freiheit, Autonomie und Gleichheit des jahrtausendealten kulturellen Erbes abzielt, ist dagegen der richtigere, bessere und schönere Weg zu sozialem Frieden und einem glücklichen Leben.

 

 Fußnoten

1 »Weißtürkisch« bezeichnet eine gebildte, urbane Elite in Militär und Bürokratie, die sich selbst als fortschrittlich betrachtet und sich gegen die Landbevölkerung abgrenzt.

2 Gemeint ist die Invasion der USA und ihrer Verbündeten, die 2003 begann.


 Kurdistan Report 235 | Oktober-Dezember 2024