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Ich versuche, sowohl unseren Schmerz als auch unsere Freude mit Farben darzustellen
Asli Filiz ist 1983 in Çewlîg (tr. Bingöl) geboren und hat 25 Jahre in Istanbul gelebt. Nach einem Grafikdesign-Studium an der Beykent-Universität wechselte sie an die HFBK Hamburg. Sie arbeitet seit zwanzig Jahren als Grafikdesignerin, seit vier Jahren malt sie mit Acrylfarben und stellt Collagen her.
Die Künstlerin erläuterte auf ihrer letzten Ausstellung in Paris, dass sie für ihre Werke Motive aus der Geschichte Mesopotamiens und der kurdischen Mythologie bevorzuge und dabei den Schwerpunkt auf Frauen lege: »Als Frauen aus Kurdistan leisten wir Widerstand gegen gesellschaftliche und staatliche Unterdrückung. Ich versuche, sowohl unseren Schmerz als auch unsere Freude mit Farben darzustellen.«
»Ich möchte mich in meiner persönlichen künstlerischen Auseinandersetzung nicht eingrenzen und beschäftige mich deshalb mit allen vier Teilen Kurdistans und den verborgenen Geschichten und Bildern dieser Region. Seit 20 Jahren bin ich als Grafikdesignerin tätig. Weiterhin arbeite ich in Deutschland ehrenamtlich als Kurdin und Grafikerin in verschiedenen politischen und kulturellen Bereichen. ... Meine Arbeiten, die im Exil entstehen, haben einen Anschluss an den politischen Diskurs in Deutschland und verdeutlichen mir die enge Verknüpfung zwischen Globalisierung und Migration. Das heißt, ich bin ausgewandert und somit auch mein Stil und meine künstlerische Sprache. Ich versuche, inmitten der deutschen Gesellschaft einen Diskurs, der von komplexen Transferbewegungen erzählt und einen aktuellen Bezug auf historische und politische Gegebenheiten nimmt, zu prägen.«
Zu dem Bild erläuterte sie in einem Interview mit JINHA : »Ich wollte mit meinen Farben eine Stimme für Garibes Widerstand sein und ich möchte, dass die Person, die meine Arbeit betrachtet, sich selbst in Garibe sieht, ihren Widerstand annimmt und auch ihren Schmerz spürt.«
Garibe Gezer wurde 2016 inhaftiert, weil sie die kurdische Stadt Kerboran (tr. Dargeçit) nach Ausrufung der Ausgangssperre im Dezember 2015 nicht verlassen hat. Sie wurde zu einer erschwerten lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt, die nach türkischem Strafrecht bis zum Tod vollzogen wird. Im Gefängnis leistete sie viel Widerstand. Am 9.12.2021 war die 28-jährige Garibe nach schwerer Folter und sexualisierter Gewalt durch Sicherheitskräfte unter verdächtigen Umständen im Hochsicherheitsgefängnis Kandira in Einzelhaft ums Leben gekommen. (siehe auch Kurdistan Report 220, Seiten 24-25)
https://asli liz.com/de/https://asli liz.com/de/
Kurdistan Report 221 | Mai/Jubi 2022