Selbstverteidigung gegen den aufgezwungenen Krieg gegen die sozialen Grundwerte

Ökologie in Kriegszeiten

Kampagne »Make Rojava Green Again«


Angesichts der gesundheitlichen Folgen und der Auswirkungen von Waffen auf den lebenden Planeten könnte man denken, dass es im Falle von Krieg nicht relevant ist, sich um Ökologie zu kümmern. Aber Freiheitskämpfer*innen der Autonomen Selbstverwaltung Nordostsyriens zeigen uns, dass Krieg und Ökologie mehr miteinander zu tun haben, als es zunächst scheint. Lasst uns die dritte Säule der Rojava-Revolution in Augenschein nehmen und sehen, welche Rolle sie im Kampf um die Freiheit spielt.

Ökologie in KriegszeitenDas Verständnis von Ökologie, das uns die kapitalistische Moderne durch Anzeigen, Regierungskampagnen und liberale Kultur vermittelt, besteht in der Regel darin, sich individuell und unmittelbar um die Umwelt zu kümmern. Zum Beispiel, indem der Müll nicht auf den Boden geworfen wird, sondern in den Müllbehälter, so dass er recycelt werden kann. Oder indem alle Lichter ausgeschaltet werden, wenn man ins Bett geht.

Diese Denkweise impliziert, dass das, was wir durch Ökologie erreichen wollen (hoffentlich eine gesunde Lebensumwelt auf dem ganzen Planeten), durch diese einfachen Schritte eines Individuums erreicht werden kann, so dass sich deshalb auch jede*r dafür verantwortlich fühlen sollte.

Aber was wäre, wenn wir definieren würden, dass ein gesunder lebender Planet nur durch die Organisation demokratischer Selbstverwaltung erhalten werden kann, mit vollständiger Autonomie der Frauen? Es bedeutet, bereit zu sein, Maschinengewehre mit schweren Umweltauswirkungen zu benutzen, wenn wir faschistischen Bedrohungen ausgesetzt sind.

Die Mentalität, die diese Definition von Ökologie impliziert, ist eine, in der unsere Sorge um den lebenden Planeten uns dazu drängt, uns kollektiv zu organisieren. Langfristiges Denken wird kurzfristigem Denken vorgezogen, wenn es darum geht, unsere soziale und ökologische Umgebung zu verteidigen und zu verbessern. Es ist auch eine, in der die Rolle von Frauen und der Natur gestärkt wird, indem beide Themen gleichzeitig angesprochen werden. So ergibt sich ein radikaler ökofeministischer Ansatz für Leben und Gesellschaft, in dem Frauen und Männer lernen, wieder zusammenzuleben, fernab traditioneller und moderner Hierarchie-Systeme.

Einen solchen Vorschlag stellt das Paradigma der Autonomen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens dar. Obwohl der Selbstverteidigungsteil oft als relativ neuer Vorschlag für die Befreiungsbewegung der Frauen und ökologische Kämpfe hervorgehoben wird, liegt der Schwerpunkt beim Aufbau einer ökologischen Gesellschaft natürlich nicht auf ihm, sondern auf der Vielfalt und der Tiefe unserer sozialen Interaktion, mit einem ganzen Ökosystem von Institutionen und Lebensweisen innerhalb der Gesellschaft selbst.

In diesem Paradigma wird für das Wohlergehen der Umwelt auf zwei verschiedene, wenn auch ineinandergreifende Zeitpläne gesetzt: Im Allgemeinen starten und managen Ökologiekomitees aktiv Projekte, aber wenn sie angegriffen werden, steht die Selbstverteidigung der demokratischen Gesellschaft an erster Stelle, um die kapitalismusgetriebene Zerstörung so schnell wie möglich zu stoppen und die Prämissen der ökologischen Gesellschaft (d. h. der Gesellschaft, die den Samen der Ökologie im Kern trägt) zu verteidigen. Die Gesellschaft hat damit einen Abwehrmechanismus, der dem vieler Tiere und Pflanzen ähnelt: Unter Druck werden alle Ressourcen dem Rückzug oder dem Angriff zugeteilt, wohingegen ohne Druck der normale Lebenslauf fortgesetzt wird, was den Aufbau der Verteidigung einschließt.

Die Kunst des ökologischen Krieges: Kenne deinen Feind!

Aktuelle Kriege werden von imperialistischen Kräften geführt, die die Interessen von patriarchalen Individuen und kapitalistischen Unternehmen vertreten, die definitionsgemäß eine antiökologische Vorstellung von »wachsen« oder »sterben« haben, an die sie durch den Mechanismus des Marktes gebunden sind. Der Sozialökologe Murray Bookchin drückt es so aus: »Die gegenwärtige soziale Krankheit liegt nicht nur in der Perspektive, die die gegenwärtige Gesellschaft durchdringt; sie liegt vor allem in der Struktur und dem Gesetz des Lebens im System selbst, in seinem Imperativ, das kein Unternehmer oder Unternehmen ignorieren kann, ohne mit Zerstörung konfrontiert zu werden: Wachstum, mehr Wachstum und noch mehr Wachstum.« Tatsächlich müssen sich Individuen, die dominieren wollen (um »erfolgreich« zu sein), auf einen Markt begeben, auf dem ihre gesamte Produktion in der Sekunde, in der sie produziert wird, immer mehr an Wert verliert, wobei Konkurrenten immer mehr Druck erzeugen, weiter zu wachsen, um weiterhin an der Spitze zu stehen. Dieser Prozess führt schließlich dazu, dass jedes Element sowohl materieller als auch sozialer Natur in eine Master-to-Slave- oder Subjekt-zu-Objekt-Beziehung transformiert wird, von der Existenz zur Ware, von der Freiheit und Gleichberechtigung zur permanenten Dominanz.

Wie die Geschichte zeigt, besonders wenn auf die Bedeutung der Symbolik in ihrem Verlauf geachtet wird (insbesondere durch die Mythologie), ist es vor allem die patriarchale Denkweise, die die geschlossenen Umgebungen (emotional, psychisch und physisch) hervorgebracht hat, in denen die Herrschaft aufrechterhalten wurde. Das hat die ersten Stadtstaaten hervorbracht und diente als Grundlage für die kapitalistische Zivilisation, wie wir sie kennen. Die soziale Dominanz fand sehr bald ihren Ausdruck in physischer und wirtschaftlicher Herrschaft, die Stadt für Stadt, Reich für Reich zum modernen Kapitalismus und zur Sklaverei führte und die patriarchale Herrschaft weltweit aufrechterhält.

Der Verlauf dieser »his-story«, die »her-story« untergräbt, führt zu nichts anderem als zum Tod, denn die unendliche, ideologisch und materiell aufrechterhaltene Kommodifizierung (Prozess des Zur-Ware-werdens) kennt keine ethischen oder physischen Barrieren, wie die jüngsten Skandale des brennenden Amazonas und der organisierten Pädophilie sowie die ständig stattfindende industrielle Zerstörung und Kinderheirat zeigen. Innerhalb des männlichen Paradigmas gibt es keine Eindämmung dieses ewigen selbst angetriebenen Wettbewerbs der Herrschaft zwischen den Elementen, wobei deren derzeitige Hauptinstitutionen und wichtigste Einheiten die Nationalstaaten und supranationalen Unternehmen sind.

In Kenntnis dieser Entwicklung in der Geschichte sollte es nicht überraschen, dass das Pentagon der weltweit größte institutionelle Nutzer von Erdöl und damit der größte Produzent von Treibhausgasen (GHG) auf der Welt ist. Es sollte uns auch nicht überraschen, dass 100 Unternehmen für 71 % der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Ihre Dominanz der Natur ist ein logisches Ergebnis ihrer politischen und wirtschaftlichen Dominanz. Oder, um es anders auszudrücken, die Zerstörung der Natur ist das fruchtbarste Unternehmen innerhalb des Kapitalismus – nach der Ausbeutung der Frau, die die Grundlage aller Industrie ist.

Und lassen wir uns nicht täuschen, indem wir denken, dass es anders hätte sein können, dass sich andere Staaten oder Unternehmen oder Einzelpersonen innerhalb dieses Paradigmas anders verhalten hätten oder dies in Zukunft tun könnten, denn solange wir nicht radikal die Herrschaft, aus der sie stammen, bekämpfen, werden wir weiterhin daran teilnehmen und uns schließlich zum neuen Hauptunterdrücker entwickeln, wenn nicht sogar sterben, während wir versuchen, dies zu tun.

Sich nicht in den Kampf gegen die Hegemonie der dominanten männlichen Mentalität und physischen Macht zu begeben bedeutet, sie zu stärken, da man ihr so die Zeit gibt, Kräfte zu sammeln.

Ökologie und Geist: ein selbstreflektierender Spiegel

Ein Aspekt, der die Bezugnahme der Ökologie auf den Krieg beschreibt, ist die durch den Kampf erzeugte Mentalität. Mit dem von Félix Guattari eingeführten Konzept der mentalen Ökologie können wir den menschlichen Geist als eine flexible Einheit verstehen, die mit ihrer Umgebung interagiert, Ideen und Emotionen in ihre Umwelt projiziert und auf sie reagiert. Während die Interaktionen zwischen Geist und Umwelt weitergehen, formen sie sich am Ende gegenseitig. Auf der einen Seite ist der menschliche Geist Teil der Natur. Auf der anderen Seite können wir mithilfe des menschlichen Verstands über die Natur nachdenken und sie unseren Vorstellungen entsprechend formen, zum Beispiel indem wir einen Baum fällen.

Ein weiteres Verständnis der mentalen Ökologie ist, dass unsere aktuellen Ideen und Emotionen als Folge von Vorstellungen und Empfindungen früherer Individuen auftreten. Dies macht unser eigenes Bewusstsein zu einer lebendigen Philosophie, die alle Interaktionen des Universums berücksichtigt und sie als Teil dieser Philosophie adressiert. Und um aus der unübersichtlichen Menge an Informationen und Möglichkeiten, die uns diese Erkenntnis bietet, einen Sinn zu machen, kann man die Geschichte der Ideen aufspüren, die uns zu dem machen, was wir sind. Gemeint ist die Geschichte der Mythologien, Philosophien und Ideologien – letztlich Reflexionen über die Gesellschaft. Dies zu tun, die Ursprünge unserer Gedanken wiederherzustellen, ist sinnvoll, zum Beispiel dann, wenn wir die Etymologie eines Wortes entdecken, wie z. B. »berxwedan« – Widerstand auf Kurdisch: »dan« – geben, »xwe« – sich selbst, »ber« – vor. Widerstand bedeutet also, sich selbst zu geben, wenn man sich etwas stellt. Oder »jiyan« – Leben: eine direkte Anlehnung an das Wort »jin« – Frau. Wenn wir uns selbst über unsere Geschichte, ja uns selbst bilden, könnten wir in Liedern und Zeichnungen Möglichkeiten finden, unsere Haltung gegen die dominante männliche Hegemonie zum Ausdruck zu bringen und die Selbstverteidigung unseres Geistes zu stärken, die zu einer widerstandsfähigeren und ökologischeren Gesellschaft führen wird, in der Konflikte durch Versöhnung statt durch Vernichtung gelöst werden.

Im Kontext des Krieges wird der Verstand extremen Bedingungen ausgesetzt, da er jederzeit vom Aussterben bedroht ist, und um weiterzumachen und nicht vor der Gefahr davonzulaufen, braucht er etwas zum Festhalten. Dies weicht der transzendentalen Erfahrung eines »Heiligen Krieges«, und sicherlich ergibt sich durch die Entscheidung, gemeinsam an die Front zu gehen und Faschisten zu bekämpfen, ein starkes Gefühl der Kameradschaft. Aber das eröffnet auch den Weg zu einem begrenzten Verständnis von Realität, das sich im entscheidenden Moment auf ein einfaches »Wir gegen sie« reduziert. Diese Ökologie des Geistes, reduziert auf zwei Faktoren, wird dann auf die gesamte Gesellschaft projiziert, wenn diese auf Krieg ausgerichtet ist. In einer patriarchalischen Gesellschaft oder, anders gesagt, im Kontext eines Krieges gegen Frauen wird die männlich dominierende Mentalität schließlich alle Beziehungen, alle Lebenssituationen, auf dieses Endergebnis reduzieren: Ich muss »dies« oder »das« dominieren, um meine Männlichkeit, meine Dominanz über Frauen, dauerhaft behaupten zu können.

An dieser Stelle beginnt der Krieg. In der uns eigenen Denkweise, wenn wir uns den aktuellen Entwicklungen der kapitalistischen Moderne stellen. Sind wir, vor allem Männer, bereit, unser Verhalten zu ändern, um die gesetzten Ziele zu erreichen (als Erinnerung: die Ziele einer gesunden und lebendigen Umwelt auf dem ganzen Planeten)? Sind wir bereit, andere Menschen unsere individuellen Praktiken kommentieren zu lassen, in kommunalen, demokratischen Kreisen, Kritik anzunehmen und sinnvolle Selbstkritik auszuüben? Sind wir bereit, die Frauen den Weg ihrer eigenen Emanzipation gehen zu lassen und gemeinsam auf die Befreiung aller Geschlechter hinzuarbeiten? Sind wir bereit, Frieden mit anderen Männern zu schließen und aus den unehrlichen und konkurrierenden Systemen von Männern und Brüderschaften herauszukommen, die wir kennen? Sind wir bereit, gegen die Kriegsmentalität in uns zu kämpfen?

Die biologische Revolution

Die französische ökofeministische und revolutionäre homosexuelle Aktivistin Francoise d´Eaubonne schlug ein Verständnis von Revolution als Mutationen im sozialen »genetischen« Code vor. Wenn in einer gegebenen Gesellschaft ein neues Element den homogenen Verlauf stört, können wir sagen, dass es einem Gen ähnlich ist, das in der DNA der Gesellschaft durch Mutation ersetzt wird. Wie es biologisch der Fall ist, können diese Mutationen bei der Geburt neuer Individuen innerhalb einer Spezies auftreten, die neue Generation stellt dann die ältere in Frage, wobei die Jugend eine konstante revolutionäre Kraft ist und vielleicht einfach evolutionär, wenn man an Gesellschaften denkt.

Ähnlich wie bei einem neuen Gen in einer biologischen Einheit kann ein neues Regelwerk innerhalb einer Gesellschaft entstehen, wenn eine neue Gruppe, eine neue Organisation gebildet wird. Aber dieses neue Gen ist nicht unbedingt dominant, es kann vorhanden bleiben, ohne andere zu ersetzen, wie zum Beispiel grüne Augen oder Anarchist*innen. Und selbst wenn das Gen die Macht übernimmt, ist es immer noch Teil derselben biologischen Einheit, die sich selbst verändert hat – man kann nicht sagen, dass aus heiterem Himmel eine neue Art geschaffen worden sei. Auf die politische Welt angewandt kann es eine wertvolle Lektion für die Linke sein zu erkennen, dass es keinen Sinn macht, sich selbst von der Gesellschaft getrennt zu sehen, sie war immer Teil davon. Vielleicht ist es ein revolutionärer Gedanke, wenn man bedenkt, dass es der gesamten Gesellschaft bedarf, um eine allgemeine Bewegung für Veränderungen anzustoßen. Deshalb sollten sich die Linken innerhalb einer kapitalistischen, patriarchalischen Gesellschaft dafür einsetzen, die Gesellschaft völlig zu verändern, und zwar nicht nur in linken Kreisen.

Mensch und Gesellschaft in einer solchen soziobiologischen Perspektive zu sehen führt auch dazu, dass die Grenzen zwischen ihnen und anderen Arten und der Natur verschwinden. In diesem Sinne ist es interessant, dass Statistiken zeigen, dass der syrische Bürger*innenkrieg weitaus mehr nichtmenschliche Tiere getötet hat als menschliche. Es ist kaum möglich, die Bedeutung verschiedener Lebensformen gegeneinander abzuwägen, besonders wenn sie von verschiedenen Arten stammen. Man kann aber sagen, dass der Krieg, der gegen die Kurd*innen, Araber*innen, Assyrer*innen, Êzîd*innen, Armenier*innen und Turkmen*innen in der Region geführt wird, sich auch gegen Ziegen, Schafe, Kühe, Hühner und Hunde desselben Gebiets sowie gegen die Pflanzen richtet, wenn türkische oder dschihadistisch geführte Söldner die Weizenfelder und Olivenbäume von Rojava anzünden. Was angegriffen wird, ist das gesamte Ökosystem.

Und was wäre eine Revolution in biologischer Hinsicht? Eine Revolution kann nicht die bloße Mutation eines der Gene sein, was Reformismus wäre, wobei der größte Teil der genetischen Kette gleich bliebe. Es ist vielmehr die Veränderung des gesamten genetischen Codes unserer Gesellschaft, die sich mit anderen Worten auf die Veränderung der Zivilisation als Ganzes beziehen könnte.

Mit seinem ganzheitlichen Ansatz und allumfassenden Konzepten ist der demokratische Konföderalismus ein solcher Vorschlag, ein neuer genetischer Code für eine organische Gesellschaft, der ein starkes Immunsystem in seine DNA integriert und die Autonomie der Frauen, die die Dynamik der Bewegung zu einer starken Doppelhelix macht. Aber obwohl die Autonomie der Frauen ein starkes Merkmal dieser Revolution sein könnte, ist es auch wichtig zu sehen, dass die Perspektive der Frauen nicht auf sie beschränkt ist. Um mit der biologischen Metapher fortzufahren, können wir sagen, dass der Kern des neuen genetischen Codes, die sehr wichtigen und grundlegenden Gene, die den alten genetischen Code davon abgehalten haben, vollständig korrupt zu werden, die sozialen Werte der Pflege, Fortpflanzung und Verteidigung sind, die hauptsächlich Frauen vorbehalten waren. Deshalb zeichnet sich der neue Vorschlag nicht nur durch die Autonomie der Frauen aus, sondern macht die Frauen zum neuen Zentrum der Gesellschaft, zu ihrem eigentlichen Rückgrat, um die Rolle zu stärken und zu enthüllen, die sie tatsächlich bis heute gespielt haben, um die Gesellschaft am Leben zu erhalten.

Verzicht auf Ökologie bei der Auseinandersetzung mit dem Krieg: ein patriarchalischer Ansatz

»Keine Ökologie, wenn es Krieg gibt.« So zu reagieren ist Teil der Mentalität, die den Gedanken »Keine Demokratie im Krieg« hervorbringt, einen Gedanken, der im Laufe der Geschichte auch im sozialistischen Lager auftauchte, hierarchische Autorität legitimierte und die Organisation einer demokratischen Gesellschaft auf später ausrichtete, um eine stärkere gemeinsame Front gegen die faschistischen oder imperialistischen Angriffe zu schaffen. Dies öffnete, wie wir wissen, die Tür zu sozialistischen Revolutionen, die von Tyrann*innen mit staatlicher Mentalität übernommen wurden, wie es zuletzt beispielsweise in Nicaragua der Fall war.

Und als gemeinsames Maß für die meisten Kämpfe der letzten 5000 Jahre ist der Gedanke an »keinen Feminismus, wenn es Krieg gibt«, aufgetaucht, verdeutlicht durch die systematische Vergewaltigung und Ermordung von Frauen in der Kriegsgeschichte bis heute. Aber diese Beobachtung kann nicht damit aufhören zu verstehen, woher der Krieg in unserer Gesellschaft kommt. Es wird klar, dass es eigentlich der Krieg gegen Frauen ist, der der grundlegende Ausgangspunkt aller Kriege ist.

Wie bell hooks, Abdullah Öcalan und andere feministische Schriftsteller*innen es analysieren, ist es Teil der männlichen Kultur, den Krieg als ein Absolutum zu betrachten, dem alles andere unterworfen ist. Vor kurzem beschrieb Bese Hozat den Krieg als »die schrecklichste Erfindung des männlichen Geistes«. Sie sagt: »Kriege sind die dominante männliche Erfindung. Der Herrscher hat seine Macht durch Kriege gestärkt und aufrechterhalten. Der Staat ist die Verkörperung der von Männern dominierten Macht. Krieg ist die Nahrung, die diesen Körper am Leben erhält. Während diese Nahrung die Hauptlebensquelle für den dominanten Mann ist, ist sie ein tödliches Gift für Frauen, Gesellschaft und Natur.«

Es ist also eine natürliche Anstrengung für uns, die Möglichkeit einer demokratischen, geschlechtsspezifischen, legalen und ökologischen Gesellschaft zu verteidigen, nicht durch Krieg, sondern durch Selbstverteidigung gegen den uns aufgezwungenen Krieg. Dies ist der einzige legitime Krieg, der geführt wird. Auch sollte sich unser Verständnis von Krieg nicht auf die Konfrontation an der Front beschränken, wir können ihn als einen Krieg in uns selbst sehen, um unseren radikalen Überzeugungen jeden Tag gerecht zu werden und vor die Gesellschaft zu treten und aktiv zu werden, z. B. indem wir uns in unserer Nachbarschaft engagieren. Der Krieg, den die kapitalistische Moderne gegen uns führt, ist ebenso ein psychologischer, emotionaler wie ein physischer Krieg, also lasst uns unsere Moral nicht verlieren und nachdrücklich bekräftigen: Ja, unser Kampf ist ökologisch, denn es ist der ökologische Krieg der Menschen, es ist der revolutionäre Krieg der Menschen.

(Quelle: https://makerojavagreenagain.org/2019/10/11/ecology-in-times-of-war/)


 Kurdistan Report 207 | Januar/Februar 2020