Internationalismus-Studien ganz praktisch

Von anderer Welt

Projekt Balumil, Chiapas

Internationalismus-Studien ganz praktischDas Projekt »Balumil« möchte die Organisierung der Zapatistas im Widerstand konkret erfahrbar machen und zum Aufbau eines konkreten Internationalismus zwischen hier und dort, dort und hier mit beitragen. Es gibt es bereits seit 2017 und geht jetzt in seine »dritte Runde«.

Es wurde bereits viel über die Zapatistas in Chiapas, im Südosten Mexikos geschrieben. Doch einiges des zapatistischen Widerstands und ihres Aufbaus der Autonomie wird erst verständlicher, wenn mensch selbst einmal dort war und es somit direkt erfahren konnte. Aus diesem Grund organisieren wir – als colectivo gata-gata – das Projekt »Ja‘un ta yan balumil1 – Ser internacionalista«, kurz: »Balumil«.

Was wollen wir? Gemeinsam voneinander lernen.

Durch einen dreiwöchigen Aufenthalt an der autonomen zapatistischen Sprachschule im Caracol von Oventik, in den Altos de Chiapas, möchten wir den direkten Austausch mit den Zapatistas stärken und ihre autonomen Organisierungsformen konkret erfahrbar machen. Nach drei Balumil- Vorbereitungsseminaren in Deutschland werden die Teilnehmenden einen Spanisch- oder Tsotsil2-Sprachkurs dort vor Ort machen. Sie lernen die zapatistische Autonomie in ihren Strukturen kennen und beteiligen sich an praktischen Kollektiv-Arbeiten und gemeinsamer Diskussion und Studium libertärer Texte. Zurück in Deutschland wird – neben dem öffentlich gemachten Weitertragen des Erlebten und Erfahrenen in Veranstaltungen und Info-Karawanen – in einem gemeinsamen Reflexionsprozess nach internationalistischen Verbindungspunkten im Hier und Jetzt, Dort und Hier, gesucht und gefunden. Generell sind hier der Fantasie und dem Ideenreichtum der Teilnehmenden keine Grenzen gesetzt – außer die der praktischen Realisierbarkeit.

Und was haben die Zapatistas davon?

Dass das Projekt nicht nur einen »Nutzen« für die Teilnehmenden aus dem deutschsprachigen Raum haben wird, sondern auf Gegenseitigkeit beruht, gehört zu unserem Selbstverständnis und unserer Praxis. Es ist auf Wunsch und in Absprache mit dem Kollektiv der zapatistischen Bildungspromotor*innen des CELMRAZ (Centro de Español y Lenguas Mayas Rebelde Autónomo Zapatista)  im Caracol Oventik entstanden und von den Zapatistas ausdrücklich gewollt und autorisiert worden. Neben der direkten materiellen Unterstützung ihrer autonomen Struktur durch die Sprachkursgebühren geht es um einen gegenseitigen Austausch mit den Zapatistas; das heißt auch, selbst einen direkten Einblick in unsere tatsächliche oder gewünschte Organisierung, unsere Widerstände und Alltagskämpfe zu geben. Konkret: Jede*r Teilnehmer*in wird in der ihr*ihm gemäßen Form – ob Bilder, Lieder, Texte, Filmchen etc. – etwas Informatives nach Chiapas mitbringen.

Wann soll es das nächste Mal losgehen und wer kann teilnehmen?

Der nächste Gruppen-Aufenthalt in Oventik, in Chiapas, wird im September/Oktober 2020 stattfinden. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit – für einen anderen Zeitraum als den der Gruppenreise –, als Einzelne, als so genannte Regulares, von uns für einen Lern-Aufenthalt in Oventik akkreditiert zu werden. Notwendig für beides ist jedoch die Teilnahme an drei hintereinander folgenden Vorbereitungsseminaren.

Die Balumil-Seminare finden statt: Im Winter: 29. November bis 1. Dezember 2019; 17. bis 19. Januar 2020; 14. bis 16. Februar 2020 21. bis 23. Juli 2017. Im Frühjahr: 24. bis 26. April 2020, 22. bis 24. Mai 2020; 19. bis 21. Juni 2020. Anmeldungen für die Seminar-Blöcke sind möglich bis zum 15.11.2019 bzw. bis zum 10. April 2020.

Am Projekt teilnehmen können alle mit Interesse an und/oder Erfahrung in praktischem Internationalismus und/oder alternativen, kollektiven Strukturen; Colectivistas des deutschsprachigen Raums; kritische Gewerkschafter*innen u. a.; jüngere wie ältere Menschen.

colectivo gata-gata | http://balumil.blackblogs.org

Fußnoten:

1 - Tsotsil: »Ich bin von einer anderen Welt«; heißt übersetzt: »Ich bin Internationalist*in.«

2 - eine der alltäglichen Maya-Sprachen


 Kurdistan Report 206 | November/Dezember 2019