Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
die Freude über den Wahlerfolg der HDP bei den Parlamentswahlen in der Türkei im Juni währte nicht lange. Denn Erdoğan und seine AKP erklärten kurz nach ihrer Wahlniederlage der kurdischen Freiheitsbewegung und allen, die Anteil an diesem Erfolg hatten, den Krieg. Festnahmewellen und Militäroperationen dominieren seither die Tagesordnung in Nordkurdistan und der Türkei. Und es bleibt nicht nur dabei. Die türkische Luftwaffe greift in Südkurdistan ununterbrochen die Medya-Verteidigungsgebiete an. Dass dabei auch ZivilistInnen ins Visier genommen werden, beweisen die Bomben vom 1. August auf das Dorf Zergelê im Qandîl.
Wir brauchen eine politische Haltung, die den Ausbruch neuer Kriege verhindert
Es war von einem Lösungsprozess die Rede ...Es war von einem Lösungsprozess die Rede ...
KCK-Erklärung zu den erneuten bewaffneten Auseinandersetzungen mit der Türkei
In einer schriftlichen Erklärung weist der Kovorsitz des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) darauf hin, dass sie als Befreiungsbewegung Kurdistans mehrere Male einen Waffenstillstand ausgerufen hätten, ohne dass diese Chance für eine demokratische, politische Lösung jemals von der Gegenseite ergriffen worden wäre. Stattdessen sei immer wieder auf eine Kriegs- bzw. Vernichtungspolitik gesetzt worden, weshalb die kurdische Frage weiterhin ungelöst bleibe.
Gegen Isolationshaft als Kriegspolitik:
Freiheit für Öcalan – für Frieden und eine Lösung!
Ayşe Batumlu
Beginnen wir mit einer Klarstellung: Wenn gegen Abdullah Öcalan seit sechzehn Jahren ein System der Isolationshaft angewandt wird, das keine historischen Parallelen hat, dann ist das einer der wichtigsten Gründe dafür, dass sich der Staat, ob er nun Verleugnung und Vernichtung praktiziert oder von einer »Lösung« spricht, mit seiner Politik der Lösungslosigkeit immer wieder um sich selbst dreht wie ein Fuchs, der seinen eigenen Schwanz zu fangen versucht.
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»Die Guerilla wird sich nicht zurückziehen«
Krieg und Frieden
Cemil Bayık im Interview
Erdal Er sprach für Mednuce TV mit Cemil Bayık, Kovorsitzender des Exekutivrates der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK). Das Interview wurde am 11.08.2015 ausgestrahlt und am 12.08. bei ANF veröffentlicht.
Versuch über den Iran
Mullah-Regime vs. Selbstbestimmung
Fuat Bêrîtan
Die Islamische Republik Iran ist der einzige Staat auf der Erde, in dem sowohl die Gesetze der Scharia als auch die religiösen Führer das Land leiten. Auch wenn in vielen anderen muslimischen Staaten ebenfalls manche Scharia-Gesetze gelten, so werden diese Länder jedoch monarchisch, autokratisch oder mehr oder weniger als Republik geführt. Im Iran aber haben die Mullahs sowohl die Herrschaft über den Scharia-Staat als auch seine Realisierung übernommen. Ursache dafür ist die selbst auferlegte Mission der schiitischen Geistlichen, aus deren Quelle sie schöpfen. Im sunnitischen Glauben haben Geistliche eher die Aufgabe, ihrer Gemeinde Pfade zum richtigen Weg vorzuschlagen. Das Individuum ist dabei frei auf dem Weg zu Glauben/Gebet/Gott. Kein Amt oder keine Person kann über das Heil eines Individuums entscheiden. Es darf dabei in einigen für Interpretationen offenen Situationen nach eigener Wahl entscheiden. Das iranische Regime aber spricht den schiitischen Muslimen die Entscheidungsfreiheit in diesen Situationen ab. Stattdessen tritt das »Welāyat-e Faghīh«-Konzept (»Herrschaft des Rechtsgelehrten«) [1971 erschienenes Buch nach einer Vortragsreihe Chomeinis, auf der die iranische Verfassung von 1979 basiert; d. Übers.] auf den Plan. Und in der Folge interpretieren die Mullahs religiöse Fragen gerade so, wie es nötig ist, um ihr eigenes Regime zu stärken. Dadurch degeneriert der islamische Glaube und wird Mittel zum Zweck für Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Fanatismus, was wiederum die Mullahs zur Erhaltung ihrer Macht einsetzen.