Robert Jarowoy, unser Freund und Genosse ist gestorben

Unser lieber Freund und ehemaliger Mitarbeiter des Kurdi­stan Reports Robert Jarowoy ist am 21. September im Alter von 68 Jahren an einem Krebsleiden in Hamburg gestorben.

Robert war schon in jungen Jahren politisch aktiv und lernte bereits in den 1980er Jahren die kurdische Freiheitsbewegung kennen und lieben. Er prägte mit den »Freunden des kurdischen Volkes« früh die Solidaritätsarbeit in Deutschland. Wenn wir von Robert reden, denken wir auch an Ate, Beate Reiss, die am 5. Februar 2018 ebenfalls nach langer Krankheit viel zu früh gestorben ist. Ihre gemeinsame Wohnung in Hamburg/Ottensen war ein Ort des Zusammenkommens. Wer den Fuß über die Türschwelle in den Flur ihrer Wohnung setzte, wusste spätestens dann, für wen und was ihr Herz schlug: die kurdische Revolution, die PKK. Ihr Küchentisch war ein offener Ort der Diskussion und auch langer Geschichten. Denn Robert und Beate haben ein beispielhaftes Leben geführt, in dem sie viel gelebt und erlebt haben und in dem sie viele Menschen kennen lernen konnten. Die offene Art und die Liebenswürdigkeit der Beiden werden unvergessen bleiben und es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass wir sie vermissen werden.

»Wir haben uns immer als Antiimperialisten verstanden. (...) Wir haben ganz klar erkannt, dass die PKK keine Befreiungsbewegung für das kurdische Volk war, sondern ein ganz klarer Angriff auf das imperialistische System ...«, antwortete Robert in einem Interview bei Radiyo Azadî im Mai auf die Frage, was ihn mit der kurdischen Bewegung zusammengebracht hat. Robert, deine offenen und direkten Worte fehlen schon jetzt.


Nachruf aus den Bergen Kurdistans

Nachruf aus den BergenAus den Bergen Kurdistans, mit welchen Robert und Beate jahrzehntelang verflochten waren, stammen die folgenden Worte, die gegen Ende der Gedenkveranstaltung verlesen wurden und die Bedeutung des Wirkens von Robert und Beate zusammenfassen:

Wir haben mit Robert einen großen Internationalisten, einen wertvollen Heval, einen treuen Weggefährten verloren. Unser wertvoller Freund, ja unser Heval Robert Jarowoy, ist leider von uns gegangen. Heval Robert wird aufgrund seiner Verbundenheit mit den menschlichen Werten der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Humanität und der Gleichberechtigung sowie seinem Kampf für diese in unseren Herzen und in unserer Revolution bis in die Ewigkeit leben. Genauso wie unsere Freundin, Genossin und Hevala Beate Reiß.

Robert und Beate haben in all ihren Lebensphasen die gemeinsamen Werte der Wahrheit und Emanzipation hochgehalten. Sie kämpften auf der Seite der unterdrückten Völker, der Armen, der Frauen, der Besitzlosen und der Arbeiterklasse gegen die Dominanz der Machthabenden und ihre Unterdrückungsmechanismen. Heval Robert und Hevala Beate lebten nach ihrer Überzeugung, und wovon sie überzeugt waren, das lebten sie aus.

Heval Robert und seine Lebensgefährtin Hevala Beate stellten die besten Beispiele der Freundschaft für unsere Bewegung und unser Volk dar. Vor 40 Jahren lernten sie unsere Bewegung und das kurdische Volk kennen. In den darauffolgenden Jahren arbeiteten sie mit dem wertvollen Revolutionär und Genossen Hüseyin Çelebi zusammen. Sie bereiteten den Boden für die Arbeiten der Freundinnen des kurdischen Volkes und waren bis ans Ende ihres Lebens dieser Freundschaft und der revolutionären Prinzipien treu geblieben.

Robert und Beate waren wirkliche Weggefährten, die mit ihren Herzen unsere Bewegung und Rêber Apo begleiteten. Überall wo sie hinkamen, berichteten sie vom kurdischen Befreiungskampf, gewannen dafür Freundinnen und Freunde und waren an allen Aktionen dafür beteiligt.
Sie hatten die Revolution in ihrer Person verwirklicht, womit sie mit ihren Freunden unseren Kampf bereicherten, soziale Projekte aufbauten, finanziell und ideell an unserer Seite standen. Seit 1982 waren Robert und Beate Editoren der zweimonatlich erscheinenden deutschsprachigen Zeitschrift Kurdistan Report. In ihrem Gepäck trugen sie den Kurdistan Report überall mit sich hin.

1991 gingen sie mit einer Gruppe von Menschen nach Bekaa in die Mahsum-Korkmaz-Akademie und lernten dort Rêber Apo sowie die kurdischen Revolutionäre kennen. Dort führten sie mit uns sehr wertvolle und bereichernde Diskussionen.

Fast periodisch organisierten sie aus Deutschland Delegationen zu den Newroz-Feierlichkeiten nach Nordkurdistan. Robert und Beate waren mit ihren Freund*innen als Zeichen ihrer Verbundenheit und Freudschaft anlässlich der Newroz-Feierlichkeiten in Cizîr, Nisêbîn, Êlih, Wan, Şirnex, Amed, Colemêrg und vielen anderen kurdischen Städten. Ab den 2000er Jahren begrenzten sich ihre Reisen nicht nur auf Newroz: Sie gingen zu weiteren Anlässen, wie zum Beispiel Wahlbeobachtungen, nach Kurdistan.

Robert, der jeden Augenblick seine Aufmerksamkeit der Revolution widmete, führte auch einen großen Kampf um das Paradigma des demokratischen Konföderalismus, um es zu verstehen und es weiterzutragen. Um dieses in seiner praktischen Umsetzung zu erleben, reiste er nach Rojava sowie nach Südkurdistan. Kurz gesagt, Robert und Beate und all unsere Freundinnen sind die dynamische Kraft und die Quelle der Revolution.

Das letzte, was unser Freund Robert noch für Kurdistan machen wollte, war, dass er im August in den Şengal reisen wollte. Sein Ziel war es, dem Jahrestag des Genozides an den Êzîden beizuwohnen und das Grab von Şehîd Heval Zekî zu besuchen, welchen er seit 40 Jahren kannte. Leider konnte dieses Vorhaben aufgrund der gegenwärtigen Situation nicht verwirklicht werden.

Die Freundschaft und Verbundenheit, welche Robert und Beate mit unserer Bewegung und unserem Volke seit 40 Jahren ununterbrochen aufgebaut und fortgesetzt haben, werden für immer im Himmel Kurdistans wie zwei starke Sterne leuchten und uns den Weg erhellen.
Wir gedenken ihrer erneut und versprechen, dass wir ihren Kampf bis zum Erfolg fortsetzen werden.


Songül Karabulut: Wir werden dich vermissen, aber niemals vergessen

Songül Karabulut: Wir werden dich vermissen, aber niemals vergessenWir sind in tiefer Trauer über den Verlust unseres lieben und unschätzbaren Freundes Robert. Unser Beileid gilt in erster Linie seiner Familie und all seinen Freunden und Genossen, die die Ehre hatten, Robert kennengelernt zu haben.

Robert war wie seine langjährige Lebenspartnerin und Genossin Beate sehr verbunden mit Kurdistan, und sie haben vielen anderen Menschen Kurdistan und den Befreiungskampf nahe gebracht.

Robert und Beate gehörten zu den ersten europäischen Freunden der Freiheitsbewegung. Sie standen seit den 1980er Jahren, fast 40 Jahre in Verbindung mit der Bewegung. Höhepunkt ihrer Begegnung mit der Bewegung stellte ihre Reise 1991 in die Bekaa-Ebene dar, wo sie die kurdische Guerilla sowie den Vorsitzenden Abdullah Öcalan trafen.

Robert und Beate haben ihre politische Haltung mit der der kurdischen Bewegung vereint und bis zum letzten Tag ihres Lebens erhalten. Heute ist die Zahl derjenigen, die mit den Kurden und der Bewegung sympathisieren, groß. Das war nicht immer so. Robert und Beate waren immer auf der Seite der Bewegung, als die Angriffe der Kolonialmächte zunahmen oder als die Kriminalisierungspolitik mit dem Düsseldorfer Prozess 1989 sowie mit dem PKK-Verbot 1993 auch Europa erreichte. Während andere sich in Zeiten des Angriffs und der Kriminalisierung aus Angst vor negativen Konsequenzen von der Bewegung abwandten, haben Robert und Beate die Bewegung und den Kampf mehr als je zuvor verteidigt.

Die Dialektik zwischen Lokalität und Universalität bestimmte auch das Denken und Handeln von Robert. Robert und Beate konnten die Verbindung zwischen dem Vernichtungskrieg in Kurdistan und dem ausbeuterischen und kapitalistischen System in Deutschland ohne weiteres herstellen und folglich in der Befreiung Kurdistans eine wichtige Veränderung auch der politischen Verhältnisse in Deutschland erkennen. Die historische strategische Beziehung zwischen Deutschland und der Türkei, welche die Unterdrückung und den Krieg in Kurdistan befördert, war immer ein Thema ihrer politischen Arbeit. Sie konnten und wollten nicht hinnehmen, dass der deutsche Staat an der Unterdrückung des kurdischen Volkes teil hat.

Bei seiner letzten Delegationsreise im vergangenen Jahr nach Başur (Südkurdistan) konnte Robert leider seinen Wunsch, nach Şengal zu reisen, nicht verwirklichen. Das tat ihm sehr leid, er wollte sehr gerne dort hin, aber dieses Vorhaben konnte er wegen des angeblich »kurdischen« politischen Akteurs PDK nicht verwirklichen. Während die Partei Barzanîs heute wie in der Geschichte gegen die Interessen des kurdischen Volkes agiert und hierbei mit Kolonialmächten zusammenarbeitet, kämpfen Menschen wie Robert mit allen Mitteln dafür, dass der Kampf des kurdischen Volkes erfolgreich ist. Das beweist erneut, dass nicht die nationale Zugehörigkeit einen Menschen ausmacht, sondern seine politische Haltung. Wer die Wohnung von Beate und Robert gesehen hat, erkannte schnell, dass sie einem kleinen Museum ähnelte, mit vielen Bildern und Plakaten von der Bewegung.

Während er sich auf allen Ebenen mit dem Befreiungskampf praktisch solidarisierte, kam er auch seiner Verantwortung gegenüber der Politik in Deutschland nach. Er mischte aktiv auch im politischen Leben in Hamburg mit, sei es als linker Aktivist auf der Straße, im Streik oder im Rahmen eines Vereins, als jemand der eine Kooperative leitete, oder als Politiker innerhalb der Linken in Altona.

Er war ein Antikapitalist und Antifaschist und machte Politik nicht aus Pflichtgefühl, sondern er war ein leidenschaftlicher Politiker. Er war mit Herz und Seele dabei und konnte andere ebenfalls begeistern.

Ich weiß nicht mehr, zu wie vielen Newrozfeiern Robert und Beate in Kurdistan waren. Sie fuhren immer mit einer großen Delegation, die sie selbst organisiert hatten, zum Widerstandstag und Frühjahrsfest Newroz nach Kurdistan. Es wäre sicherlich nicht übertrieben zu behaupten, dass Robert Tausende von Menschen aus Kurdistan kennengelernt hat. Für viele kurdische Kinder war Robert sicherlich mit seinem weißen Haar und seinem weißen Bart der Opa Robert, für viele Erwachsene Heval und Rêheval Robert, was übersetzt Freund und Genosse Robert heißt.

Robert hinterlässt ein wertvolles politisches Erbe, das es zu pflegen und weiterentwickeln gilt. Wir werden alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um unserem gemeinsamen Traum von einer Welt ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörung näherzukommen. Wir werden die Fahne des Kampfes mit Würde und Ehre weiter tragen, bis wir unser Ziel erreicht haben.

Du hast deinen Beitrag geleistet und erlebt, dass Befreiung möglich ist. Wir werden dich vermissen, aber niemals vergessen.


Cûdî: An das Schöne glauben und dafür kämpfen

Wir erleben eine komische Zeit. Unser Wissen aus den letzten tausenden Jahren hat sich in den vergangenen 50 Jahren sehr verändert. Die Technologie hat einen Platz in unserem Leben erobert, aber keine technologische Entwicklung war und ist stärker als der Glaube. Glauben bedeutet nicht unbedingt an eine Religion zu glauben. Glauben ist, jenseits von Religion, mehr eine schöne Aktion. Wenn es keinen Glauben gibt, können die Menschen vieles aufgeben. Aber Menschen, die glauben, sind immer in Aktion. Wenn Revolutionäre nicht daran glauben, dass die Welt, wo das Schlechte vorherrschend ist, gut werden wird, würden sie an Hoffnungslosigkeit sterben. Doch wir wissen, dass es auf dieser Welt auch Menschen gibt, die bis zum letzten Atemzug an das Schöne, die Revolution, an Freundschaft und an das Menschsein glauben und keinen Millimeter von diesem Glauben abrücken. Ich habe Robert als solch einen Menschen kennengelernt. Trotz aller Schwierigkeiten und Probleme hat er daran geglaubt, dass wir das Schöne schaffen. Wenn die Menschen mit den schlechten Herzen trotz all ihrer technologischen Möglichkeiten nicht über das Gute siegen können, dann liegt das daran, dass auf der ganzen Welt solche Menschen leben. Denn diese schönen Menschen glauben an das Gute. Robert und Beate haben ohne Wenn und Aber immer das schöne, richtige und notwendige in ihrer Freundschaft zu den Kurdinnen und Kurden sowie ihrem Freiheitskampf getan.

Über Roberts Freundin Beate, die im Februar 2018 von uns schied, schrieb ich damals: »Sie lebte mit dem Prinzip, neben den mutigen Menschen zu stehen ... Sie ist die Erzählung, dass man nicht Teil einer gewissen Gesellschaft, Konfession oder anderen Identität sein muss, um so zu leben, sondern mit der bescheidensten Art des Menschen. Sie hat mit dieser prinzipientreuen Haltung nie das Bedürfnis gehabt, es nach außen darzustellen ... Sie tat es still, lebte still und ist nun still von uns geschieden ...«

Wenn ich das für Beate geschriebene nicht für Robert wiederholen würde, wäre es ein Mangel. Robert und Beate waren wunderbare Freunde und kämpfende Menschen. Um sich gegenseitig zu vervollständigen, kämpften sie, ohne auf irgendein Zeichen zu warten. Nachdem Beate von uns geschieden war, war Robert, den ich in Hewlêr traf, bemüht, mir die Leere, die Beate in ihm hinterlassen hatte, zu erzählen. Beide, die sich sehr liebten, und die die Chance hatten, sie kennenzulernen, erlebten Freundschaft, Opferbereitschaft und Aktion in ihr ... Ohne zu zögern hatte ich sein Angebot 2011 »Lass uns gemeinsam zu Newroz in den Bergen Kurdistans sein« angenommen. Es war etwas Besonderes mit Beate und Robert die Berge zu besuchen. Ich hatte Glück, fünf Tage mit ihnen zu Gast bei der Guerilla zu sein. Wir hatten mit Robert und Beate überlegt, wenn unser Besuch erfolgreich wird, werden unsere Freunde aus aller Welt die Guerilla besuchen kommen. Die Freundinnen und Freunde der kurdischen Gesellschaft aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien, Italien, Schweiz, Norwegen und vielen anderen Ländern besuchten dann die Guerilla. Beate und Robert eine wichtige Vorreiterrolle eingenommen, so wie sie in den 90ern die Vorreiterrolle bei den Delegationen zum Newroz-Fest in Nordkurdistan gespielt hatten ...

Sie waren Menschen, die so gelebt haben, wie sie glaubten. Für diejenigen, die mit den Prinzipen wie sie lebten, wird der Kampf so weiter gehen wie Adnan Yücel schrieb: »Bis das Antlitz der Welt das Antlitz der Liebe ist.«


Yilmaz Pêşkevin: Die Weggefährten für Freiheit, Frieden und Menschlichkeit haben immer einen Platz in unserem Leben. Wer in Zeiten seines Lebens ein helles Licht war, wird auf ewig in unserem Leben leuchten!

Yilmaz Pêşkevin: Die Weggefährten für Freiheit, Frieden und Menschlichkeit haben immer einen Platz in unserem Leben. Wer in Zeiten seines Lebens ein helles Licht war, wird auf ewig in unserem Leben leuchten!Robert, Robert Jarowoy – ein Freund, ein Weggefährte, ein Revolutionär auf dem Weg zu einem würdevollen Leben – er lebte die Mit- und Zwischenmenschlichkeit, er liebte und lebte die Menschlichkeit und Solidarität, er umarmte die Menschheit!

Für mich steht Robert und natürlich auch Ate, Beate Reiß, seine Lebens- und Weggefährtin, die leider und traurigerweise auch schon von uns genommen wurde, für gelebte Menschlichkeit, für gelebte Solidarität. Gerne erinnere ich mich an die erste Begegnung mit Robert und auch Ate. März 2012, es war unsere/meine erste gemeinsame Delegationsreise mit Robert nach Nordkurdistan. Ich habe die Delegationsreise als Dolmetscher begleitet und wurde von Anfang an auf Augenhöhe als Mitglied der Delegationsgruppe wahrgenommen. Es entstand gleich eine sehr aufrichtige und ehrliche Atmosphäre zwischen uns. Neben der Delegationsreise selbst waren vor allem die vielen Erzählungen und Geschichten seiner Erfahrungen und Freundschaften mit der Freiheitsbewegung Kurdistans und deren vielen Persönlichkeiten die ganz besonderen Abenteuer. Für mich war das, in so vielen Hinsichten, immer wieder bereichernd gewesen. Robert prägte mich auf meinem Weg der Offenheit für Menschlichkeit und Solidarität, bestätigte nochmals die Richtig- und Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit.

Unsere letzte gemeinsame Reise führte im Oktober 2019 nach Südkurdistan (Nordirak) mit dem Vorhaben, nach Şengal, dem Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden, zu reisen, um dort entsprechende Gespräche zu führen – Gespräche mit den Verantwortlichen der Gesellschaft, der Politik und den Vertretern der Widerstands­einheiten. Aus verschiedenen Gründen war es trotz der vielen Gespräche mit den Behörden und den Verantwortlichen der Regierung nicht möglich, das Vorhaben zu realisieren. Es war für Robert ein ganz persönliches Anliegen Şengal zu bereisen, in Erinnerung an und als Unterstützung des Vorhabens seines Freundes und Weggefährten Zekî Şengalî. Zekî Şengalî war, vor seiner Ermordung durch eine Kampfdrohne des türkischen Staates, hauptverantwortlich für die Errungenschaften in und um Şengal.

»Wir werden nach Şengal kommen, wenn nicht dieses Mal, dann in den nächsten Monaten«, waren die Worte von Robert – trotz der Tatsache und des Wissens um die Krankheit, von der er betroffen war. Schon vor Ort hat er mich gefragt, ob ich dabei sein werde. Die Antwort war ihm und auch mir schon längst klar: Ja natürlich!

Trotz der Ernsthaftigkeit der Situationen, die wir immer wieder erlebten, verlor er nie seinen Humor. Und trotz seines Humors hatte er immer klar und deutlich die Ernsthaftigkeit dieser richtigen und wichtigen Reisen verkörpert.

Nach unserer Rückkehr hatte ich die Möglichkeit ihn, wenn auch nur telefonisch, zu einer Sendung von Çira Fokus einzuladen. Er berichtete über die Delegationsreise und über die dazugehörige Veranstaltung. Auf der Veranstaltung war unsere letzte gemeinsame Begegnung.

Robert Jarowoys Erbe ist vor allem, dass er es immer wieder geschafft hat, andere Menschen mit den Kurden, mit den Êzîden und mit Kurdistan in Kontakt zu bringen, die nie zuvor einen bzw. nicht solch einen besonderen Zugang dazu hatten. Ihm war es wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vielen Reisen einen Blick auf die Gegebenheiten und Situation bekommen, die sonst hier bewusst und systematisch verschwiegen werden. Und er schaffte auch dies.

Wir werden ihm gedenken und seinem Erbe gerecht werden, indem wir vor allem seine Gedanken, seinen Worten und seinen Taten weiterhin Konsequenzen folgen lassen, wie zum Beispiel sein Vorhaben zu realisieren eine Delegationsreise nach Şengal durchzuführen.
Menschen wie Robert und Ate sind wichtiger denn je in Zeiten von offensichtlichem Rassismus und Faschismus, von Kriegen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Hier und überall auf der Welt muss Menschlichkeit und Solidarität gefordert und gefördert werden.
Auch wenn es keinen Dank benötigt: Danke Robert, Danke Ate!

In ewiger Erinnerung an unseren Genossen/Rêheval Robert. Es war und ist mir eine große Ehre und Freude, dass ich Dich/Euch kennengelernt habe, lieber und geschätzter Robert. Liebe und viele Grüße auch an Ate.


 Kurdistan Report 212 | November/Dezember 2020