Widerstand gegen neue Genozide und Feminizide in der Xabûr-Region

Den Widerstand gegen das faschistische Erdoğan-Regime stärken

Andrea Benario, 29. November 2019


Die Xabûr-Region, die sich von Serê Kaniyê (Ras al-Ain) entlang des Flusses Xabûr Richtung Süden über Til Temir bis nach ­Hesekê (al-Hassakah) erstreckt, steht seit dem 9. Oktober 2019 erneut unter Beschuss.

Widerstand gegen neue Genozide und Feminizide in der Xabûr-Region  Der Besatzungskrieg der türkischen Armee gegen die Gebiete der Autonomen Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien geht mit einem Genozid an Völkern einher, die seit Jahrtausenden in diesem Gebiet leben. Im Rahmen des Dritten Weltkrieges wiederholen sich heute Dynamiken und Ereignisse, die an die Vorbereitung der Völkermorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Weltkriege im 20. Jahrhundert erinnern: Am 24. April 1915 begann das Osmanische Reich den Genozid am armenischen Volk mit der Hinrichtung hunderter armenischer Intellektueller und Führungskräfte. Auch gegenwärtig verfolgt der türkische Staat mit extra-legalen Hinrichtungen von gesellschaftlichen und politischen Führungskräften das Ziel, den Widerstand und Zusammenhalt der Bevölkerung zu brechen. Hierzu gehören vom türkischen Geheimdienst koordinierte Anschläge und Attentate auf aktive Mitglieder der Autonomen Selbstverwaltungsstrukturen, die Ermordung der Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens Hevrîn Xelef sowie des armenischen Priesters Henan Bido und seines Vaters. Während des Ersten Weltkriegs wurden zwei Millionen ArmenierInnen und Suryoye auf Todesmärschen und in Konzentrationslagern in der Wüste von Deir ez-Zor ermordet. Nun verlautbarte Trump zynischerweise zu den Versuchen des türkischen Staates, die Grenzregion Rojavas von KurdInnen »zu säubern«, ein »geeigneter Lebensraum für Kurden« sei bei den Ölquellen, sprich in der Wüste von Deir ez-Zor.

Damals wie heute schweigen internationale Mächte aufgrund eigener Machtinteressen zum Bruch des internationalen Völkerrechts und unterstützen die Vorbereitung von Völkermorden. So wie die westlichen Mächte, Sowjetrussland und der Völkerbund mit dieser Haltung einst Hitler zur Besetzung Österreichs und Tschechiens ermutigten, so gibt es heute einen ähnlichen Konsens internationaler Mächte. Aufgrund ökonomischer und geostrategischer Profitrechnungen leisten sie alle – einschließlich der UNO – Beihilfe zu den Genozidplänen der Türkei. In diesem Artikel sollen die geschichtlichen Dimensionen des türkischen Besatzungskriegs am Beispiel der Angriffe auf die Xabûr-Region genauer beleuchtet werden.

Die ersten Bombardierungen der türkischen Armee richteten sich gegen Serê Kaniyê. Diese Stadt wurde mit der im Vertrag von Lausanne 1923 beschlossenen Grenzziehung in zwei Teile geteilt. Die nördlichen Stadtteile wurden von der Türkei in »Ceylanpınar« umbenannt, der südliche Teil der Stadt von Syrien in »Ras al-Rain«. Als Grenzstadt und westlichste Stadt des Kantons Cizîrê auf dem Weg nach Girê Spî (Tall Abyad) und Kobanê (Ain al-Arab) besitzt sie strategische Bedeutung. Die 40 km südlich von Serê Kaniyê gelegene Kleinstadt Til Temir (Tell Tamer) ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Fernstraße M4. Hier kreuzen sich die Verbindungswege zwischen Aleppo und dem Grenzübergang in den Irak; zwischen Hesekê (al-Hasaka), Serê Kaniyê und Dirbêsiyê (al-Darbasiyah). Til Temir liegt am Fuße des Kezuwan-Gebirges, das über die Ebene des Kantons Cizîrê wacht.

Schon in den Jahren von 2012 bis 2015 hatten hier heftige Gefechte getobt. Zunächst hatten Söldner der der »Freien Syrischen Armee« (FSA) zugehörigen Al-Nusra-Front versucht, diese Region zu erobern und zu entvölkern. Zehntausende vor allem assyrische und kurdische Familien flohen damals vor drohenden Massakern. Andere blieben und organisierten gemeinsam mit Einheiten der Frauen- und Volksverteidigungseinheiten (YPJ/YPG) den Widerstand. Der assyrische Xabûr-Verteidigungsrat gründete sich mit der Zielsetzung, den vollständigen Exodus der christlichen Bevölkerung aus der Region zu verhindern. 2014 folgten weitere Massaker und Angriffe des sogenannten Islamischen Staates (IS) auf die Region. 350 ChristInnen wurden vom IS verschleppt, um Lösegeld zu erpressen; ihre Dörfer wurden vom IS zerstört, besetzt und geplündert. Durch einen entschlossenen Widerstand gelang es, die Städte Til Temir und Serê Kaniyê zu verteidigen. Bis zum Sommer 2015 konnten YPJ und YPG gemeinsam mit dem assyrischen Verteidigungsrat alle vom IS besetzten Gebiete und Dörfer im Xabûr-Gebiet befreien. Auch internationalistische KämpferInnen wie Ivana Hoffman beteiligten sich an diesem Kampf. Sie und hunderte ihrer KampfgefährtInnen – KurdInnen, AssyrerInnen, AraberInnen und TürkInnen – gaben ihr Leben für die Verteidigung und Befreiung der Xabûr-Region. Sie legten den Grundstein für die Phase des Neuaufbaus: Nicht nur vom Krieg zerstörte Häuser und Infrastruktur wurden neu aufgebaut, sondern auch ein System der demokratischen Selbstverwaltung. Alle Bevölkerungs- und Glaubensgruppen hatten von nun an die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse und Interessen zu artikulieren und sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. In diesem Prozess des Aufbaus von Kommunen und Volksräten, Schulen, Kooperativen, sozialen und kulturellen Einrichtungen lernten die Menschen der verschiedenen Gemeinschaften einander besser kennen und wuchsen im gemeinschaftlichen Leben zusammen.

Serê Kaniyê und die Xabûr-Region sind nicht allein aufgrund ihrer geostrategischen Lage erneut zum Angriffsziel geworden. Wie al-Nusra und der IS, so hat sich auch heute die türkische Besatzungsarmee den Exodus der christlichen, êzîdischen und kurdischen Bevölkerung Nordsyriens zum Ziel gesetzt. Wir erleben eine Fortsetzung der kolonialen Völkermordpraktiken und imperialistischer Herrschaftspolitik des 19. und 20. Jahrhunderts.

Der aktuelle Feldzug gegen die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien und die hier lebende Bevölkerung wird mit dem Ziel geführt, Jahrtausende alte Kulturen und das gemeinschaftliche Leben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu zerstören. Denn das solidarische Leben, die gemeinschaftliche Ethik, kommunale Ökonomie und Organisierung machen staatliche Herrschaftsstrukturen überflüssig. Sie stehen im Widerspruch zu der kapitalistischen Verwertungslogik sowie zu der ethnischen Spaltung und Homogenisierung unter dem Dach von Nationalstaaten. Die kommunalen Werte und die Kultur des Widerstands gegen Unrecht haben tiefe historische Wurzeln. Sie sind das kollektive Gedächtnis der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Region des Fruchtbaren Halbmonds. Deshalb gelang es bislang keiner der unzähligen Invasions- und Besatzungsmächte, die sozialen, kulturellen Strukturen und Lebensformen, die bis ins neolithische Zeitalter zurückreichen, vollständig auszulöschen. Von den Hegemonialbestrebungen sumerischer, akkadischer, assyrischer und persischer Herrscher über die Feldzüge Alexanders des Großen und des Römischen Reiches bis hin zu den Kreuzrittern, Mongolen, Osmanen und europäischen Kolonialmächten hinterließen alle Mächte Spuren der Zerstörung. Sie zerstückelten das Land, versklavten Frauen, ermordeten und vertrieben die Bevölkerung und rissen Familien und Gemeinschaften auseinander. Insbesondere in den letzten 150 Jahren bemühten sich die verschiedenen Kolonialmächte und Regime darum, Vorurteile und Misstrauen unter den Bevölkerungsgruppen zu schüren, um ihre Vormachtstellung durchzusetzen. Jedoch gelang es ihnen trotz allem nicht, die Kultur der Muttergöttinnen und die Matrix der egalitären Gesellschaftsformen insgesamt zu vernichten, die bis zum heutigen Tag die Basis gesellschaftlicher Widerstände bilden.

Unter den über zehntausend als »Til« oder »Gir« bezeichneten Hügeln in Nordsyrien liegen Zeugnisse der 10.000-jährigen menschlichen Siedlungsgeschichte verborgen. Gebiete wie Kobanê, Efrîn, Minbic, Dscharablus, Girê Spî, Serê Kaniyê und die Xabûr-Region, die nun durch die Besatzungsarmee und die dschihadistischen Söldnergruppen des türkischen Staates attackiert werden, sind die Ursprungsorte der neolithischen Revolution, in der Frauen eine zentrale Rolle spielten. In den vergangenen 5.000 Jahren bis zum heutigen Tag wurden diese Orte und Gesellschaften zum Ziel expansionistischer Kriege und Raubzüge erkoren, um die materiellen und ideellen Reichtümer dieser Region auszuplündern. Mit der physischen Besatzung durch Genozide und Feminizide sollten neue Wahrheiten geschaffen werden. Die Geschichte, das Wissen, die Kultur und die Sprachen der Völker Mesopotamiens sollten in den Massengräbern begraben werden. Denn nur so konnten koloniale und patriarchale Erklärungsmuster der Menschheitsgeschichte glaubhaft gemacht werden. Diese wurden dann wiederum dazu benutzt, neue Kriege anzufachen und Gewaltherrschaft zu legitimieren. Das sind die Narrative, derer sich bis heute imperialistische Staaten, die Türkei und der IS bedienen.

Widerstand gegen neue Genozide und Feminizide in der Xabûr-Region  Demgegenüber wollen wir den Stimmen von Frauen Gehör schenken, die als Kinder und Enkelkinder der Überlebenden der Genozide des 20. Jahrhunderts heute in der Xabûr-Region leben. Vor zwei Jahren sprachen wir mit diesen Frauen, die damals eine wichtige Rolle bei der Organisierung in ihren Gemeinden spielten: Ator Ishaq gründete ein Haus und eine Lebensgemeinschaft für alte Menschen – überwiegend Frauen – aus der assyrischen Gemeinschaft in Til Temir, die sich entschlossen haben, ihre Heimat nicht zu verlassen. Madlein aus dem Dorf Helmond am Xabûr schloss sich 2012 dem assyrischen Verteidigungsrat der »Xabûr-Wächter« an, beteiligte sich an der Verteidigung und dem Aufbau der kommunalen Ökonomie- und Selbstverwaltungsstrukturen in ihrer Region. Elenor trafen wir nach einem Frauengebet in der chaldäischen Kirche von Serê Kaniyê. Sie unterstützt mit ihrer Lebensweisheit und ihrem Wissen die junge Generation von ChristInnen dabei, ihre Kultur selbstbewusst zu leben und zu verteidigen.

Ator Ishaq, die in ihrer Gemeinde auch liebevoll »Mutter von Assyrien« genannt wird, stellt sich selbst als »Tochter von Til Temir und Enkelin von Xabûr« vor. Sie spricht mit Stolz von der 7.000-jährigen Geschichte ihrer VorfahrInnen, deren Ursprünge in den Zivilisationen der SumererInnen, der AkkaderInnen, BabylonierInnen und AssyrerInnen liegen. Die Beziehungen zwischen AramäerInnen, AssyrerInnen und ChaldäerInnen, die im Deutschen auch als Suryoye bezeichnet werden, beschreibt sie folgendermaßen: »Es gibt keine Unterschiede zwischen Kulturen und Traditionen der AramäerInnen, AssyrerInnen und ChaldäerInnen. Die ChaldäerInnen sind Nachkommen von Akkad; die AramäerInnen stammen von Sargon ab und die AssyrerInnen von Aschur. Sargon, Akkad und Aschur waren Brüder. Jeder von ihnen regierte einen Stadtstaat.1 Sie strebten an, ihren Einflussbereich auszuweiten. Daher entstanden zwischen ihnen historische Beziehungen und Streitigkeiten. Beispielsweise eroberte das assyrische Reich im 9. Jahrhundert v. Chr. aramäische Fürstentümer in der Euphratregion. Hierzu gehörte u. a. auch das Fürstentum Guzana, das auf den Fundamenten der bei Serê Kaniyê gelegenen neolithischen Siedlung von Til Halaf errichtet worden war. Ator Ishaq betont jedoch, dass das eigentliche Problem die kolonialistische Machtpolitik gewesen sei, die die Einheit der aramäisch sprechenden Bevölkerung sowie der christlichen Gemeinden in Mesopotamien behindert habe: »Wir wurden als ChaldäerInnen, AssyrerInnen und AramäerInnen bezeichnet. Das Christentum wurde in verschiedene Konfessionen gespalten. Einige von uns gehören der orthodoxen Ostkirche an, andere wandten sich der Westkirche oder dem Katholizismus zu. Doch die Erde dieses Landes spricht von den AssyrerInnen. Ihr Heimatland lässt sich nicht vernichten. Sie konnten uns nicht brechen, wie sich diese Erde nicht zerstören lässt. Sie können die Geschichte nicht zum Schweigen bringen und verändern. Wir sind eine Nation der Zivilisation von 7.000 Jahren. So viel können sie nun doch nicht verleugnen.«

Auch die ca. 70-jährige Elenor aus Serê Kaniyê spricht von der 7.000-jährigen Kultur ihrer VorfahrInnen, die trotz Naturkatastrophen, Besatzung und Völkermord bewahrt werden konnte: »Ich bin Chaldäerin. Die ChaldäerInnen sind die EnkelInnen von Nebukadnezar und den großen babylonischen Herrschern. Es gibt verschiedene Jahrtausende alte chaldäische, aramäische und assyrische Gemeinden.«

Die Wurzeln der ArmenierInnen in Nordsyrien hingegen gehen auf die Stämme Hayasa-Azzi zurück, die in den Bergen der »Tuspa« genannten Region am Wan-See lebten. Zusammen mit anderen indigenen Stämmen gründeten sie im ersten Jahrtausend v. u. Z. im Ararat-Gebirge die Nairi-Konföderation. Darauf folgte die Gründung des armenischen Reichs, das sich unter der Herrschaft von König Tigran II. im ersten Jahrhundert v. Chr. im nördlichen Mesopotamien und Anatolien ausbreitete. So entstanden hier auch die ersten armenischen Siedlungen.

Widerstand gegen neue Genozide und Feminizide in der Xabûr-Region  Die aramäisch sprechenden Suryoye bildeten die ersten christlichen Gemeinden in Mesopotamien, die durch die römischen Besatzungskräfte verfolgt wurden. Auch unter den ArmenierInnen breitete sich das frühe Christentum schnell aus und wurde im Jahr 301 zur Staatsreligion. Städte, die heute an der türkisch-syrischen Grenze liegen, wie Antiochia (Antakya), Edessa (Riha/Urfa), Midyat und Nisêbîn (Nusaybin) wurden nicht nur zu Zentren des frühchristlichen Glaubens, sondern auch der Kultur, Philosophie und Wissenschaft. Auch Frauen – wie die Heilige Febronia von Nisbis – spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau der frühchristlichen Gemeinden. Febronia wurde von römischen Soldaten brutal zu Tode gefoltert, da sie sich weigerte, ihrem Glauben abzuschwören und Ehefrau eines römischen Generals zu werden. Es wird erzählt, dass aus den Blutstropfen Febronias ein Baum wuchs. Dabei soll es sich um jenen Baum handeln, der heute im Hof des Febronia-Klosters von Himo, einem Vorort von Qamişlo, steht und als heilige Stätte geehrt wird.

Obwohl alle Machthaber von den Arbeiten und dem Wissen der assyrischen und armenischen Akademien, Wissenschaftler und Intellektuellen profitieren wollten, wurden die christlichen Gemeinden nach der römischen Besatzung auch unter arabischer, mongolischer und osmanischer Herrscherschaft verfolgt. Um ihre Existenz und ihren Glauben zu verteidigen, zog sich im 15. Jahrhundert ein großer Teil der assyrischen Bevölkerung in die hohe Bergregion »Tur Abdin« zurück, die zwischen Mêrdîn (Mardin), Amed (Diyarbakır), Colemêrg (Hakkari) und Wan (Van) gelegen ist. Jedoch waren sie auch hier nicht vor Verfolgung durch das Osmanische Reich sicher. Unter dem Kommando von Sultan Abdulhamid verübte die osmanische Armee in den Jahren 1840–96 in dieser Region gezielte Massenmorde an allen Völkern nichtmuslimischen Glaubens. Suryoye, ArmenierInnen und êzîdische KurdInnen waren von grausamen Massakern, Deportationen und Zwangs­assimilierungen betroffen. Auf diese Weise kamen die Vorfahren vieler christlicher Familien, die heute in Rojava leben, in die Gegenden von Serê Kaniyê, Dirbêsiyê, Amûdê, Qamişlo, Tirbespî, Dêrik und Hesekê.

Sie wussten damals noch nicht, dass ihnen hier der erste Genozid des 20. Jahrhunderts bevorstand. Elenor berichtet über die Ereignisse, mit denen die Generation ihrer Eltern konfrontiert war: »Als orthodoxe und katholische ChristInnen kamen wir im Jahr 19142 nach Serê Kaniyê. Nach den Massakern von Sultan Abdulhamid II hatte der Innenminister des Osmanischen Reiches Talaat Pascha den Befehl erteilt, alle ChristInnen zu vernichten und die Wurzeln der ArmenierInnen auszurotten. Als Verbündeter des Osmanischen Reiches spielte der deutsche Staat eine große Rolle bei der Umsetzung dieses Plans. Der Genozid von 1915 betraf alle ChristInnen – ohne Unterschied, ob ArmenierInnen, AssyrerInnen, AramäerInnen oder ChaldäerInnen. Die Todesmärsche kamen auch nach Serê Kaniyê. 70.000 Menschen wurden hier in der Nähe ermordet. Hunderttausende wurden auf dem Weg und in der Wüste von Deir ez-Zor, in Shedade und Markada exekutiert. Die AramäerInnen nennen diesen Genozid ›Seyfo‹, was ›Schwert‹ bedeutet. Das Schwert war das Kennzeichen der Ottomanen. Sie ermordeten und vergewaltigten Frauen und Mädchen; verübten Verbrechen an Priestern, alten Menschen und Kindern. Einige der jungen Frauen nahmen sich die Ottomanen als Sklavinnen.«3

Die Wunden dieses Genozids konnten nie verheilen, denn es gab nie Bedingungen, unter denen die Verbrecher verurteilt wurden und die Überlebenden von der Wahrheit berichten und sich in Sicherheit fühlen konnten. Das tiefe Trauma wirkte auch in nachfolgenden Generationen fort. Es gibt viele Menschen in Rojava, die sagen, »unsere Großmutter war Armenierin«. Aber die Anzahl derer, die sich selbst als ArmenierInnen identifizieren, ist sehr gering. Hierfür können die Angst, die die Generation ihrer Mütter und Großmütter prägt, und die Überlebensstrategien, die diese entwickelten, ausschlaggebend gewesen sein. Eine Frau aus Amûdê berichtet mit leiser Stimme: »Meine Mutter war sehr still und hatte keinerlei Selbstvertrauen. Sie kam aus der Region Mêrdîn, aus Nordkurdistan. Ihre Mutter war verschwunden, als sich der Völkermord an den ArmenierInnen ereignete. Die Familie meines Großvaters väterlicherseits nahm sie auf und verheiratete sie. Aber alle, die sie sahen, sagten: ›Sie ist eine Ungläubige. Sie ist eine Armenierin. Sie ist erst später Muslimin geworden.‹ Dieser Schmerz hatte tiefe Auswirkungen auf meine Mutter und uns als ihre Kinder. Meine Mutter konnte nie wieder ihre eigene Familie sehen. Sie war still und in sich gekehrt. In meiner Kindheit musste ich meine Mutter immerzu weinen sehen.«

Jedoch dauerten nicht nur die mentalen und sozialen Auswirkungen des Genozids an, der in den Jahren 1914–23 an der christlichen Bevölkerung des Osmanischen Reichs verübt wurde. Orte, an denen sie Zuflucht gesucht hatten, wurden zu Austragungsorten von neuen Massakern. Ein Teil der AssyrerInnen aus der Region Colemêrg war während des Genozids in die Regionen Duhok und Ninive/Mosul geflüchtet, die unter britischer Vorherrschaft standen. Am 7. August 1933 ereignete sich in der Provinz Duhok im Ort Sêmêle ein weiteres Massaker. Schätzungsweise 9.000 AssyrerInnen wurden bei Massenexekutionen und Dorfzerstörungen in der Mosul-Ebene ermordet. Diese Pogrome veranlassten Suryoye aus den Provinzen Dohuk und Mosul zur erneuten Flucht. Viele wanderten damals nach Nordsyrien aus, das unter französischem Mandat stand. Ator Ishaq beschreibt den Leidensweg der AssyrerInnen, der in die Xabûr-Region führte, folgendermaßen: »Die Osmanen vertrieben uns aus Hakkari, die Engländer aus dem Irak. Einige sagen jetzt, dass es Kurden gewesen seien, die uns bei dem Massaker in Sêmêle getötet hätten. Wenn Kurden daran beteiligt waren, dann haben sie nicht getötet, weil sie Kurden waren, sondern weil sie von den Briten und Türken dazu aufgestachelt worden waren. Es gab einige Kurden mit einer schwachen Moral, die sich funktionalisieren haben lassen. Jedoch stammten das Geld und die Waffen, die bei diesem Massaker verwendet wurden, alle vom osmanischen Staat und aus England.«

Erneuter Wiederaufbau des Lebens in der Xabûr-Region

Die AssyrerInnen, die das erneute Massaker überlebt hatten, wurden von der französischen Mandatsmacht hauptsächlich in der Region Til Temir und in Zeltlagern entlang des Xabûr-Flusses angesiedelt. Erst später bauten sie sich dann ihre eigenen Häuser, Kirchen und Dörfer auf. Ator Ishaq erzählt uns, wie ihre Großeltern die Ankunft im Xabûr-Gebiet erlebten: »Mein Großvater und meine Großmutter erzählten uns, dass sie nur für kurze Zeit gekommen waren, um nach einiger Zeit wieder an ihren Ort im Irak zurückzukehren. Mit der Zeit jedoch wurden sie hier sesshaft und bauten hier ihr Leben auf. Sie bauten Lehmhäuser und begannen das Land zu beackern. Im Laufe der Zeit vergaßen sie ihre Rückkehrabsichten und wurden zu ›syrischen AssyrerInnen‹. Sie wurden im Bezirk Til Temir verteilt. Jeder Stamm benannte seinen Ort seinem Ursprungsort entsprechend. Zum Beispiel diejenigen, die aus einem hoch gelegenen Ort im Irak gekommen waren, nannten ihr Dorf ›Ser Sibiko‹ oder ›Til Tawil‹. Das bedeutet ›hoher Ort‹. Wir haben einen Stamm, der Tiyarê heisst und aus der Tiyarê-Gegend stammt. Deshalb ist der assyrische Name von Til Temer ›Tiyarê‹. So hat der Name eines jeden der 34 assyrischen Dörfer entlang des Xabûr-Flusses seine eigene Bedeutung.«

Widerstand gegen neue Genozide und Feminizide in der Xabûr-Region  Madlein ist aus dem Dorf Helmond. Dieses Dorf, das vom syrischen Staat unter dem Namen Til Cuma geführt wird, hat seinen assyrischen Namen von dem Heimatdorf ihrer Eltern im Irak erhalten. Sie und ihre Schwiegermutter erzählen uns im Juni 2017 davon, unter welchen Bedingungen ihre Familie in Helmond ihren Neuanfang bewerkstelligt hatte. Die 70-jährige Schwiegermutter Madleins erinnert sich an die Anfangszeit und das damalige Zusammenleben der Völker in der Xabûr-Region: »Wir hatten keinen Strom und kein Wasser. Wir sind zum Xabûr gegangen, um in Blechkanistern Wasser zu holen. Ich hatte acht Kinder. Außer zwei Monaten im Jahr habe ich den Vater meiner Kinder, meinen Ehemann, nie gesehen. Denn er hat als Traktorfahrer an verschiedenen Orten gearbeitet. Ich hatte eine Kuh und eine Schafherde. Ich habe auf den Baumwollfeldern gearbeitet. Wir sind zu Fuß losgegangen, um Gras als Futter für unsere Tiere zu schneiden. Wir haben alle Arbeiten selbst verrichtet. Meine Kinder waren noch klein. Im Frühling haben wir unsere Schafe auf die Hochwiesen der Kezuwan-Berge gebracht und gemolken. Die arabischen Hirtenfamilien hatten Zelte aus schwarzer Wolle. Sie haben unsere Schafe mit ihren Herden zum Weiden mitgenommen. Wir sind bei ihnen geblieben und haben gemeinsam gearbeitet. Die Frauen haben sich um die Milch und andere Produkte der Schafe gekümmert. Wir haben die Milch erhitzt und verarbeitet. Wir haben handgemachten Jogurt, Käse, Butter und Tore4 produziert.«

Madlein fährt fort: »Als die AssyerInnen hier ankamen, war dieser Ort ein unbesiedeltes Waldgebiet. Nachdem sie es zum Leben erweckt, Dörfer und Städte errichtet hatten, veränderte der Staat die demografische Zusammensetzung in diesem Gebiet. Alles wurde arabisiert. Das Baath-Regime stellte arabische Ortsschilder auf und siedelte arabische Bevölkerung an.

Anfangs gab es keine Probleme zwischen den Menschen verschiedener Nationalität. Alle lebten zusammen und waren gleich. Das Leben war einfach, aber schön und friedlich. Dies zeigt, dass die Menschen in der Vergangenheit problemlos zusammenlebten. Wir hatten ein glückliches Leben. Doch das Baath-Regime spaltet die Menschen; einige wurden bevorzugt, andere diskriminiert.«

Als religiöse Minderheit konnten die Suryoye in Syrien zwar Kirchen, Gemeindehäuser und Schulen gründen. Jedoch wurde dies nur so lange geduldet, wie sie sich als »syrische ChristInnen« und nicht als eigene Nation definierten. Insbesondere ab den 1980er Jahren wurde von unterschiedlichen Seiten Druck auf die Suryoye ausgeübt, um sie zur Auswanderung aus der Xabûr-Region und insgesamt aus Syrien zu bewegen: Einerseits verfolgte das syrische Regime eine arabische Assimilationspolitik. Andererseits verringerten die Staudammprojekte des türkischen Staates das Wasservolumen des Xabûrs derart, dass ganze Ernten vertrockneten. Fortan konnten die Menschen in der Xabûr-Region mit der landwirtschaftlichen Produktion nicht mehr ihren Lebensunterhalt sichern. Gleichzeitig öffneten europäische Länder ihre Türen für EinwanderInnen, da sie billige Arbeitskräfte benötigten. Dies führte dazu, dass schon vor Beginn der Angriffe von al-Nusra und dem IS aus vielen assyrischen Familien Angehörige ins Ausland abwanderten. Eine ähnliche Situation trifft auch für viele êzîdische Familien in Nordsyrien zu.

Madlein bezeichnet die gezielte Entvölkerungs- und Entwurzelungspolitik als einen kulturellen Genozid. Sie betont, dass die mit Genoziden konfrontierten Völker Mesopotamiens ihre eigenen Verteidigungskräfte organisieren müssen: »Vor allem das assyrische und das êzîdische Volk müssen sich selbst verteidigen können. Besonders in militärischer Hinsicht ist das nötig, denn sie haben beide große Opfer gebracht und Genozide erlitten; 37 Völkermorde wurden gegen das assyrische und 73 gegen das êzîdische verübt. Keine anderen Völker haben eine Geschichte der Massaker in diesem Ausmaß erlebt. Aus diesem Grund wurden wir in alle Welt zerstreut. Väter und Söhne, Mütter, Töchter und Schwestern wurden auseinandergerissen. Jede und jeder lebt allein an einem anderen Ort, in einem anderen Land. Wie lässt sich das anders bezeichnen als ein Genozid?! Wenn wir so weit voneinander entfernt, vereinzelt leben, wenn unsere Sprache, Kultur und Traditionen verschwinden und assimiliert werden, dann ist das ein Genozid! Wir können nur noch per Telefon miteinander sprechen, aber nicht mehr zusammenleben. Es ist schwerer voneinander entfremdet leben zu müssen, als zu sterben.«5

Assyrische Flagge. Seit dem 9. Oktober 2019 zeigen wieder zwei rote Streifen der Farbbänder auf der assyrischen Flagge nach oben.Als wir 2017 assyrische Frauen in der Stadt Til Temir und in den umliegenden Dörfern trafen, mit ihnen Tee tranken und sprachen, war in ihren Wohnzimmern und Institutionen die assyrische Flagge so aufgehängt, dass jeweils ein roter und ein blauer Streifen auf der Innenseite der dreifarbigen Farbbänder nach oben zeigte. Ator Ishaq erklärte uns, dass die Symbole und Farben ihrer Fahne die assyrische Geschichte, die Natur und den Zustand ihres Landes zu erkennen geben: »Die vier Farbbänder, die jeweils aus gewellten roten, weißen und blauen Streifen bestehen, gehen in der Mitte der Fahne aus der Sonne und einem vierzackigem Stern hervor. Die vier Farbbänder und die vier Sternstrahlen repräsentieren die vier Jahreszeiten und die vier Himmelsrichtungen. Die roten Streifen symbolisieren Blut, die weißen den Frieden und die blauen das Wasser der Flüsse Xabûr, Euphrat und Tigris. Insgesamt ergeben die drei Farben der vier Farbbänder 12 Streifen, die die 12 Monate des Jahres repräsentieren. Die Anordnung der drei Farben ist in den vier Farbbändern jeweils unterschiedlich. Entsprechend der Situation, in der sich das Land befindet, gibt es drei Möglichkeiten, unsere Fahne aufzuhängen: Wenn die roten Streifen beider Farbbänder auf der oberen Seite der Fahne innen sind, wird mitgeteilt, dass wir uns im Kriegszustand befinden. Sind hingegen die blauen Streifen beider Farbbänder im oberen Bereich zu sehen, dann heisst das, dass wir Frieden haben. Wenn hingegen – so wie jetzt – ein roter und ein blauer Streifen auf der Innenseite nach oben zeigen, so bedeutet das, dass wir uns im ›Normalzustand‹ befinden, d. h. es ist weder Krieg noch Frieden.«

Diese beiden Farben, die Ator Ishaq als »Normalzustand« definierte, waren im Sommer 2017 in Til Temir deutlich wahrnehmbar: Die Spuren des Krieges, die die Angriffe des IS hinterlassen hatten, waren im Stadtbild noch teilweise sichtbar. Zugleich waren sie in den Begegnungen mit Menschen spürbar, die von ermordeten, verschleppten oder geflohenen Verwandten, Nachbarn und Bekannten berichteten. Doch im selben Augenblick verbreiteten die Frauen, die sich mit den Menschen in ihren Dörfern und Nachbarschaften organisierten, die ihre bombenbeschädigten Häuser und Schulen wieder herrichteten, die für die Sicherheit der Bevölkerung Zufahrts­straßen bewachten, ihre Felder und Gärten bestellten, ihre Verwandten zur Rückkehr in die Xabûr-Region aufforderten und neue Zukunftspläne für sich und ihre Kinder schmiedeten, die Hoffnung, dass der Frieden sicher bald kommen werde.

Auch die armenische Delegierte im Bezirksrat von Dêrik, Karima Betha, sagte in einem Gespräch im August 2019: »Wir haben mit dieser Revolution eine neue Seite aufgeschlagen. Manchmal nähern sich einige Menschen aus der älteren Generation immer noch mit Misstrauen und Angst an. Aber die neue Generation ist anders. Insbesondere Frauen in unserer Gemeinschaft haben ein großes Selbstvertrauen gewonnen. Wir gehören alle zusammen. Wir haben gelernt, dass es nicht länger notwendig ist, dem Willen des Mannes zu folgen, nur ihm zu dienen und ihm zuzuhören. Frauen haben sich verändert und haben ihre eigene Meinung. Jetzt können wir reden und Politik machen. Wir können auf eigenen Füßen stehen und uns verteidigen. Unsere sozialen Beziehungen zu den kurdischen und arabischen Familien sind jetzt viel intensiver. Wir leben alle zusammen und wissen, dass wir eine glückliche Zukunft gemeinsam gestalten können. Wenn wir eins werden, werden wir unser Ziel erreichen, dann kann uns keine Macht der Welt kontrollieren und unterdrücken. Wenn ein Baum allein und schwach ist, kann er leicht durch einen Sturm entwurzelt werden. Aber wenn viele starke Bäume nebeneinander stehen, bleiben sie fest verwurzelt stehen.«

Dieses Selbstbewusstsein ist es, das den Frauen aus den christlichen Gemeinschaften sowie kurdischen und arabischen Frauen die Kraft gibt, heute gemeinsam den Widerstand gegen neue Völkermordpläne der Türkei im Xabûr-Gebiet und anderen Gebieten Nord- und Ostsyriens zu organisieren.

Seit dem 9. Oktober 2019 zeigen wieder zwei rote Streifen der Farbbänder auf der assyrischen Flagge nach oben. Über 500 ChristInnen flohen bereits in den ersten Wochen des Krieges aufgrund der andauernden Drohnen- und Bodenangriffe von Til Temir nach Hesekê. Madlein, die von sich selbst sagte, dass sie bis 2012, als sie sich dem assyrischen Verteidigungsrat anschloss, nur eine »einfache Hausfrau und Mutter« gewesen sei, beteiligt sich nun wieder aktiv an der Verteidigung der Xabûr-Region. Sie sieht das als ihre Verantwortung, denn »als assyrisches Volk, insbesondere als Frauen, sind wir immer wieder vielen Massakern und Grausamkeiten ausgesetzt gewesen. Seit dem schwarzen Tag, als die terroristischen Gruppen des IS am 23. Februar 2015 unsere friedlichen Dörfer im Xabûr-Gebiet angegriffen haben, wurden die Herzen der friedlichen Menschen hier in Angst und Schrecken versetzt. Wir haben die Massaker, die Zerstörung und Plünderungen, die Verschleppungen und Gefangenschaft sowie die Schändung unserer heiligen Orte noch vor Augen. Das sind Bilder, die wir nie vergessen werden.

Jetzt stellen die Besatzung und die Angriffe des türkischen Staates unter Erdoğan und seiner verbündeten Gruppen eine große Gefahr dar. Insbesondere unter den assyrischen, aramäischen, chaldäischen und armenischen Völkern in der Region, die von den Osmanen massakriert wurden wie während des Seyfo und in Sêmêle, lösen diese Angriffe große Angst aus. Die heutige Gefahr ist ernster und größer. Wenn der türkische Staat und seine terroristischen Gruppen ihre Angriffe und Verbrechen fortsetzen, werden wir einen Genozid an den indigenen Völkern und die Zerstörung Jahrtausende alter Zivilisationen erleben.«

Sie betont, dass die Gefahr von erneutem Genozid und Feminizid alle Völker und Frauen in der Region betreffe und nur durch einen gemeinsamen Widerstand gestoppt werden kann: »Unsere Ängste und Sorgen gelten nicht nur dem assyrischen Volk, sondern der gesamten Bevölkerung und allen Gemeinschaften in der Region, seien es AssyrerInnen, Suryoye, ArmenierInnen, ChaldäerInnen, KurdInnen oder AraberInnen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Muslimen und ChristInnen. Denn wenn der Feind ein Gebiet angreift, unterscheidet er letztendlich nicht mehr zwischen AssyrerInnen, KurdInnen oder AraberInnen. Er plündert, zerstört, verbrennt und vernichtet alles. Der Feind kennt keine Gnade, weder mit Menschen noch mit Steinen. Er unterscheidet nicht zwischen der Zerstörung einer Kirche oder einer Moschee.

Als assyrische Frauen rufen wir alle Frauen- und Frauenrechtsorganisationen auf, sich gegen diese Besatzung zu stellen. Wir fordern, dass der türkische Staat unsere Heimat Syrien verlässt. Denn wir sehen ihn als eine Besatzungsmacht an, die unsere Existenz gefährdet und unseren Verbleib in unserer Heimat bedroht.«6

Wenn wir verhindern wollen, dass die Verbrechen der Genozide des 20. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert wiederholt werden, müssen wir diesem Aufruf Gehör schenken und handeln. Wenn wir nicht eines Tages wie die Generation unserer Großeltern die Mitschuld für historische Verbrechen gegen die Menschlichkeit tragen wollen, dann können wir nicht zum gleichgültigen Alltag übergehen. Bis zur Beendigung des Erdoğan-Faschismus und der türkischen Besatzung in Nord- und Ostsyrien muss unser Widerstand weitergehen, noch breiter und lauter werden!

Fußnoten:

1 - Gespräch mit Ator Ishaq in Til Temir am 21.06.2017.

2 - Am 26. Oktober 1914 hatte Talaat Pascha die Deportation der ChaldäerInnen aus der Region Tur Abdin/Hakkari angewiesen.

3 - Gespräch am 19.06.2017 in Serê Kaniyê

4 - Eine Form von Frischkäse.

5 - Gespräch im Dorf Helmond, Region Til Temir, am 22.06.2019

6 - Interview mit Madlein in Til Temir, November 2019.


 Kurdistan Report 207 | Januar/Februar 2020