Die Befreiungsaktion ist ein wichtiger Schritt für die Menschlichkeit

Şengal ist befreit – Şengal ist frei

Yilmaz Pêşkevin Kaba, Vorstandsmitglied bei der Föderation der êzîdischen Vereine FKÊ e. V.

Die Anerkennung der Autonomie/Selbstverwaltung und des Selbstschutzes von Şengal/Êzîdxan ist der einzige Garant für die Verhinderung weiterer Massaker und Genozide.
Die êzîdischen KurdInnen begrüßen, verstehen und unterstützen den Widerstand von Şengal als Verteidigung der Werte der Menschheit und der Menschlichkeit!

Am 13. November 2015 riefen die Freiheitskämpferinnen und Freiheitskämpfer vom Berg und aus der Stadt Şengal (Sindschar): Şengal ist befreit – Şengal ist frei!
In den frühen Morgenstunden des 12. November hatte eine groß angelegte Großoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Şengal-Gebirge begonnen – das Ziel: die Befreiung Şengals.
An der Operation waren neben den Widerstandseinheiten Şengals (Yekîneyên Berxwedana Şengalê, YBŞ) und der Widerstandseinheit der Frauen von Êzîdxan (Yekîneyên Jinên Êzîdxan, YJÊ) auch die FreiheitskämpferInnen der HPG/YJA-Star (Volksverteidigungskräfte/Einheit der Freien Frau der PKK) und der Volks-/Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) aus Rojava sowie Peşmerga-Einheiten beteiligt.

Şengal konnte dem IS entrissen werden. An der Operation waren neben den Widerstandseinheiten Şengals (Yekîneyên Berxwedana Şengalê, YBŞ) und der Widerstandseinheit der Frauen von Êzîdxan (Yekîneyên Jinên Êzîdxan, YJÊ) auch die FreiheitskämpferInnen der HPG/YJA-Star (Volksverteidigungskräfte/Einheit der Freien Frau der PKK) und der Volks-/Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) aus Rojava sowie Peşmerga-Einheiten beteiligt.Foto: ANFEs ist für die ÊzîdInnen ein großer Lichtblick für die zukünftige Erhaltung und Freiheit der wichtigsten Region unserer Glaubensgemeinschaft – mit großer Anerkennung haben wir die frohe Botschaft dieser Aktion vernommen und begrüßt. Es ist von großer Wichtigkeit, dass jetzt noch intensiver weitere Befreiungsaktionen unterstützt werden. Jeder weitere Erfolg gegen den IS ist ein großer Schritt für die Verteidigung und den Schutz der Werte unserer aller Menschlichkeit.

Gerade jetzt nach der Befreiung werden die Hauptforderungen nochmals verstärkt eingebracht: die Anerkennung der Autonomie/Selbstverwaltung und des Selbstschutzes von Şengal/Êzîdxan.
Die Glaubensgemeinschaft der Êzîdinnen und Êzîden gehört zu den ältesten noch bestehenden der Welt. Der Großteil der Angehörigen dieser Gemeinschaft lebt – bedauerlicherweise gegenwärtig in der Vergangenheitsform, »lebte« – im Şengal-Gebiet (Südkurdistan/Nordirak). Über Jahrhunderte hinweg erlebten die ÊzîdInnen Verfolgung, Unterdrückung, Zwangskonvertierung/-islamisierung, Verleumdung, unzählige Massaker und Genozide. Seit der Staatsgründung des Irak – im Zuge der territorialen Verschiebungen nach dem 1. Weltkrieg – bis heute hat man es versäumt, der Stimme der ÊzîdInnen Gehör zu verleihen. So wurde ihr Status als Glaubensgemeinschaft bisher nicht anerkannt; weder durch den Irak noch durch die Vereinten Nationen. Ein Versäumnis, das bittere Konsequenzen nach sich zog und zieht.

Durch den Angriff des »Islamischen Staates« (IS) am 3. August 2014 wurde die êzîdische Gemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Mord, Vergewaltigung, Enthauptung, Verschleppung von Frauen und Kindern, Zwangskonvertierung/-islamisierung, Zwangsverheiratung, Sklaverei sowie eine Massenflucht von Hunderttausenden aus ihrer Heimat brachte die Barbarei des IS über die êzîdische Glaubensgemeinschaft.

Ein Genozid im 21. Jahrhundert mit solch einer Brutalität sollte der Weltgemeinschaft mehr als nur ein einfacher »Fingerzeig« sein!

Der IS ist keine plötzliche Erscheinung, er wurde und wird systematisch unterstützt von Saudi-Arabien, Katar und vor allem der Türkei. Täglich fanden Waffenlieferungen durch die Türkei an den IS statt – gerade bei Kobanê – und unter den Augen des türkischen Militärs wurden systematisch weitere DschihadistInnen über die Grenze geschleust. Gleichzeitig wurden dort Kurdinnen und Kurden mit Gasgranaten und scharfer Munition beschossen, weil sie der Bevölkerung von Kobanê zu Hilfe eilen wollten.

Vor allem sind Frauen und Mädchen von den brutalen Angriffen und der Unmenschlichkeit des IS betroffen

Wir als êzîdische KurdInnen waren und sind sogar doppelter Verfolgung ausgesetzt, sowohl als Mitglieder der Glaubensgemeinschaft als auch als Angehörige der ethnischen Volksgruppe der KurdInnen.
Die menschenverachtenden Taten des IS finden keine Grenzen, sie sind ohne Zweifel die Definition der Unmenschlichkeit.

Die Terrorgruppe IS entführt und vergewaltigt Frauen und verkauft sie zur sexuellen Ausbeutung wie eine Ware. Mit ihrer Interpretation des Islam begründet sie ihre patriarchale Gewaltherrschaft. Imame vollziehen auf einige Stunden befristete »Eheschließungen«, um Frauenhandel und -versklavung zu legitimieren. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass über 2.000 Frauen auf den von den IS-Milizen errichteten Sexsklavinnenmärkten in Mossul verkauft und vergewaltigt wurden und das über 4 000 weiteren bevorsteht. Es sind vor allem êzîdisch-kurdische und christliche Frauen und Kinder von diesen Gräueltaten betroffen. Einige konnten befreit werden bzw. aus der Gefangenschaft des IS entkommen. Diese Menschen sind höchst traumatisiert und brauchen dringend unsere Hilfe und Unterstützung. Die humanitäre Situation vor Ort ist immer noch katastrophal und das Ausmaß des Genozids wird immer klarer und deutlicher – ohne Zweifel ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein Armutszeugnis für die Menschheit.

Bilder von Şengal, die denen von Kobanê gleichen. | Foto: A. BenderDie Unterstützung der Türkei, Katars und Saudi-Arabiens beim Vormarsch des IS-Terrors

Der Widerstand in Kobanê und Şengal hat den Mythos der Unbesiegbarkeit des IS nun endgültig gebrochen. Doch nicht nur der IS hat in Kobanê eine Niederlage erlitten, sondern auch die türkische AKP-Regierung von Staatspräsident Erdoğan und Ministerpräsident Davutoğlu, die bis zum Schluss auf den Fall der KurdInnen durch die offensichtliche Unterstützung der IS-Banden gesetzt hat.

Die Türkei habe die Grenzen für sämtliche militanten IslamistInnen bewusst geöffnet, um ihre Stellung in der Region zu stärken. Sie habe sich als sicherer Hafen für den islamischen Kampf positionieren wollen ... Erdoğan habe über den türkischen Geheimdienst MIT die IslamistInnen bewaffnet; deren sämtliche Waffen trügen das Label des türkischen Waffenlieferanten MKE. Die Türkei versorge verwundete IS-TerroristInnen in speziellen Krankenhäusern medizinisch und verbringe sie nach ihrer Genesung in die türkischen IS-Trainingscamps, heißt es in einem internen Papier der USA, das dem türkischen Journalisten Baskın Oran zugespielt wurde.

Die Türkei dient seit Beginn des Krieges in Syrien als Rückzugs- und Versorgungsraum sowie Transitzone für den KämpferInnennachschub des IS bzw. vorher der Al-Nusra-Front. Auch seine Erdölgeschäfte, die vor allem dazu beitragen, dass er finanziell immer unabhängiger und somit immer gefährlicher wird, kann der IS ohne große Komplikationen abwickeln.

Die Vorhaben und Ziele der Türkei und des IS decken sich in vielen Bereichen, vor allem nutzt die Türkei dessen Machenschaften im Irak und in Syrien, um die dortigen Regierungen zu schwächen und um den Errungenschaften der Freiheitsbewegung Kurdistans zu schaden und diese handlungsunfähig zu machen. Der IS ist immer offensichtlicher ein verlängerter Arm der Türkei.

Auch wenn die AKP-Regierung unter Erdoğan und Davutoğlu immer wieder leugnet, den IS bei seinen Angriffen auf Kobanê zu unterstützen, tauchen fast täglich neue Beweise für das Gegenteil auf. Sie sind in allen sozialen Netzwerken zu finden. Die technischen Möglichkeiten von heute gestatten eine zeitnahe Veröffentlichung dieser Belege, Videoaufnahmen etc.

Der Einsatz und die Rolle der Freiheitsbewegung Kurdistans

Diese Taten und Vorgehensweisen müssen für die zukünftige Politik im Nahen und Mittleren Osten berücksichtigt werden – eine Neubewertung mit entsprechendem Ergebnis wird für alle Schutz- und Verteidigungsbedürftigen positive Auswirkungen haben – die PKK ist für den Schutz und die Verteidigung aller Glaubens- und Religionsgemeinschaften sowie aller ethnischen Gruppen, die nicht in das menschenverachtende Weltbild des IS passen, ein unverzichtbarer politischer Faktor geworden. Gerade wir als êzîdische Glaubensgemeinschaft haben hier die Menschlichkeit der PKK erleben können. Deswegen sehen aber auch die ChristInnen, AlevitInnen, AssyrerInnen, AramäerInnen, TurkmenInnen etc. die PKK in unserem Heimatland als Garantin für Sicherheit und Freiheit.

In keinem Land der EU gibt es eine so rigide, uneinsichtige und gnadenlose KurdInnenverfolgung wie in Deutschland. Davon sind auch nicht wenige êzîdische KurdInnen betroffen, darunter auch einige Mitglieder unserer Föderation, die die größte Selbstorganisation êzîdisch-kurdischer MigrantInnen in Deutschland darstellt.

Unter anderem die letzten Ereignisse in Kobanê und Şengal haben nochmals Vorhaben und Ziele der PKK zum Vorschein gebracht. Sie war die Bewegung, die, ohne zu zögern, hunderttausend Menschen vor weiteren Massakern und Unmenschlichkeiten des IS schützen und verteidigen konnte. Gerade und vor allem wir als êzîdische Glaubensgemeinschaft haben hier die Menschlichkeit der PKK erleben können. Wir sehen sie mittlerweile in unserem Heimatland als Garantin für die Sicherheit und Freiheit unserer Glaubensgemeinschaft. Aber nicht nur wir, sondern auch andere Minderheiten wie die ChristInnen, AlevitInnen, AssyrerInnen, AramäerInnen etc. sehen die PKK derzeit genauso. Es ist mehr als offensichtlich, dass sie für Freiheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit steht.

Bei allen Diskussionen und Vorhaben muss vor allem sichergestellt sein, dass alle beteiligten demokratischen AkteurInnen anerkannt und in den politischen Prozess einbezogen werden. Die internationale Verfolgung, Kriminalisierung und Isolierung der PKK, deren Kämpferinnen und Kämpfer zehntausenden Menschen das Leben gerettet haben und die heute gemeinsam mit den YPG aus Rojava die Hauptlast im Kampf gegen den IS trägt, müssen endlich beendet werden. Es kann nicht angehen, dass eine Organisation, die eine wichtige Partnerin bei der Bekämpfung des IS-Terrors ist, selber auf der EU-Terrorliste geführt wird.

Die Aufhebung des PKK-Verbots sowie die Streichung der PKK von der Terrorliste der EU wären wichtige Schritte auf dem Weg zur Bekämpfung des IS-Terrors und somit ein großer Beitrag zum Schutz und zur Verteidigung aller Glaubens- und Religionsgemeinschaften sowie aller ethnischen Gruppen im Nahen Osten.

Die Freiheitsbewegung Kurdistans hat seit ihrer Gründung stets auf der Seite aller unterdrückten und verleugneten Volksgruppen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften gestanden. Sie hat die Freiheit des kurdischen Volkes stets mit der Freiheit dieser Gemeinschaften verknüpft betrachtet. Auch wir sehen die Perspektive der demokratischen Nation als ein Modell, das zur Demokratisierung des Irak und Syriens, zur Lösung der kurdischen Frage und zum freien Leben der Volksgruppen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften der Region führen kann. Die demokratische Nation umfasst alle Volksgruppen und findet ihren Ausdruck im freien und demokratischen Leben in einem gemeinsamen Heimatland. Aus dieser Sicht bedeutet die Freiheit der KurdInnen zugleich auch die Freiheit der Glaubensgemeinschaft der ÊzîdInnen und die Freiheit aller anderen Völker und die Freiheit dieser Völker stellt zugleich die Freiheit der KurdInnen/ÊzîdInnen dar. – Die Freiheitsbewegung Kurdistans hat sich zur Aufgabe gemacht, sich für die Anerkennung des Genozids an den ArmenierInnen einzusetzen. – Auch das von Abdullah Öcalan erarbeitete Modell des Demokratischen Konföderalismus, vor allem für die Demokratisierung der Türkei und den Frieden in Kurdistan, stellt einen Lösungsansatz dar – für die KurdInnen, aber insbesondere auch für die in der Region lebende Bevölkerung.

Geteilte Freiheit ist nicht halbe Freiheit, sondern doppelte. »Nur dann sind wir wahrhaft frei, wenn alle Menschen, die uns umgeben, alle Volksgruppen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften, ebenso frei sind wie wir. Die Freiheit der anderen, weit entfernt davon, eine Beschränkung oder die Verneinung unserer Freiheit zu sein, ist im Gegenteil ihre notwendige Voraussetzung und Bejahung.«

Die Lösung der gesellschaftlichen und politischen Fragen mit dieser Perspektive erscheint für uns deshalb als die richtigste und die demokratischste, die effektivste und nachhaltigste aller Lösungsmöglichkeiten.

Die Zukunft Şengals

Nach den Angriffen sowie den damit verbundenen Massakern und Vertreibungen mit dem Ziel eines Völkermordes war klar: So wie bisher kann und darf es nicht weitergehen. Eine Änderung der politischen und gesellschaftlichen Situation ist für den Schutz und die Verteidigung von Şengal unabdingbar – denn die nicht vorhandenen Strukturen zur Selbstverwaltung, zum Schutz und zur Verteidigung waren mit die ausschlaggebenden Gründe für das Ausmaß des versuchten Völkermordes sowie die Vernichtung des ÊzîdInnentums in Şengal.

Der erste Schritt, um für die Zukunft von Şengal zu handeln, war die Gründung der Widerstandseinheiten Şengals – Yekîneyên Berxwedana Şengalê, YBŞ. Diese neugegründete Formation war maßgeblich in Zusammenarbeit mit den FreiheitskämpferInnen der HPG/YJA-Star und der Volksverteidigungseinheiten YPG sowie der Frauenverteidigungseinheiten YPJ aus Rojava dafür verantwortlich, dass weitere Übergriffe verhindert und viele Regionen in und um Şengal befreit wurden.

Am 14. Januar 2015 hielten zweihundert êzîdische Delegierte im Şengal-Gebirge eine Versammlung ab und gründeten einen »Rat zur Selbstverwaltung«. Dies soll dem neuen êzîdischen Selbstverständnis Ausdruck verleihen, dass man das eigene Schicksal und die Zukunft nicht in »fremde« Hände geben will. Denn die Vergangenheit hat mit schmerzlicher Klarheit gezeigt, dass nicht auf die Rechtschaffenheit und Solidarität »fremder« RegentInnen vertraut werden sollte. Zu erwähnen sei hier, dass die Regierung der »kurdischen Autonomieregion« diesen Prozess der ÊzîdInnen mit allen Mitteln zu verhindern sucht, indem sie z. B. ÊzîdInnen festnehmen lässt, die einen solchen Prozess verwirklichen wollen. Die neue Selbstverwaltung ist eine repräsentative und zeitlich begrenzte Körperschaft, die von den Delegierten geschaffen wurde.

Es ist absolut wichtig, dass sich die êzîdischen KurdInnen noch besser organisieren. Aus den Erfahrungen der Freiheitsbewegung Kurdistans können und müssen wir lernen und uns weiterhin für die Autonomie, sprich die Selbstverwaltung und den Selbstschutz einsetzen. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass wir uns für eine Gesellschaft und Menschheit in Demokratie, Frieden, Freiheit und Menschlichkeit zusammenfinden, um dann dieses Vorhaben leben und erleben zu können.

Die Kultur der Verleugnung muss beendet werden. Kein Volk soll unter der Machtlogik von Staaten und dessen stumpfem Nationalismus leiden. Kein Mensch verdient den Tod auf Grund seiner ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit bzw. seines Glaubens. Verbrechen ist Verbrechen und Verbrechen zu relativieren ist wieder ein Verbrechen. Nur die Anerkennung der Schuld kann dem Nationalismus ein Ende bereiten. Nur so schaffen wir eine Voraussetzung für ein demokratisches Miteinander. Denn die Auseinandersetzung mit der blutigen Vergangenheit bedeutet gleichzeitig, die nationalistische Identität, die sich gegen jegliche Minderheit richtet, zu verwerfen.

Im Gedenken an die Opfer dieses Genozids und zum Zeichen der Geschwisterlichkeit der Völker werden wir weiterhin alles Notwendige dafür tun, dass die Tatsache des Genozids anerkannt wird – wir werden weiterhin alles daran setzen, dass alle Gräueltaten aufgedeckt werden.

Die Forderungen an die internationale und die Staatengemeinschaft

Die internationale Gemeinschaft sowie die internationale Staatengemeinschaft müssen ihren Einfluss geltend machen und handeln, vor allem müssen sie ihren NATO-Partner Türkei zügeln und ihre Wirtschaftspartner Saudi-Arabien und Katar zur sofortigen Beendigung der Unterstützung des IS auffordern, zur Not auch mit Sanktionen etc., um die universellen Werte Freiheit, Menschenrechte und Demokratie zu verteidigen, welche zurzeit von den KurdInnen in Rojava und Şengal geschützt und verteidigt werden.

Ein konsequentes und gemeinsames Handeln gegen den IS ist unabdingbar. Die Anerkennung der multiethnischen und -religiösen Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) als Demokratiemodell für den Mittleren Osten muss dringend erfolgen. Ebenso die Unterstützung Rojavas und Şengals auf allen Ebenen zur Prävention weiterer Massaker sowie die Errichtung eines Hilfskorridors für Kobanê und Şengal, um dort den Wiederaufbau zu ermöglichen.

Diese ganzen Vorhaben sind wichtig, um dem IS auf gesellschaftlicher und politischer Ebene das Handwerk zu legen. Werden diese Punkte nicht umgesetzt, stärkt das den IS und bestätigt als logische Schlussfolgerung seine Existenz unter den islamischen Bevölkerungsgruppen. Die IS-IslamistInnen werden weiterhin auf ihrem Vormarsch der Zwangsislamisierung, Genozide und Massaker an ÊzîdInnen und ChristInnen sowie anderen Glaubensgemeinschaften bleiben, wenn sie nur militärisch und nicht politisch bekämpft werden.

Jetzt geht es darum, die befreiten Regionen von den Banden des IS zu säubern und Sicherheit für ihre Bewohnerinnen und Bewohner herzustellen. Şengal ist zu einem großen Teil zerstört. Es wird dringend Unterstützung für den Wiederaufbau gesucht, damit die Hunderttausenden Flüchtlinge aus Şengal, die jetzt unter elenden Bedingungen auf der türkischen Seite der Grenze ausharren, in ihre Heimat zurückkehren können.

Unsere Forderungen als gesellschaftliche und politische VertreterInnen sind u. a.:

  • Die internationale Anerkennung der ÊzîdInnen als eigenständige und unabhängige Glaubensgemeinschaft.
  • Die Selbstverwaltung der ÊzîdInnen soll durch die EU, USA und UN anerkannt und ihre demokratischen Bestrebungen unterstützt werden.
  • Die Unterstützung Şengals sowie aller Regionen der ÊzîdInnen auf allen Ebenen, zur Prävention weiterer Massaker.
  • Die Klassifizierung und Einstufung der Massaker und Gräueltaten vom 03.08.2014 (und der folgenden Zeit) als Genozid durch die verantwortlichen Institutionen der UN sowie die Anerkennung des 3. August als internationaler Tag des Völkermords an den ÊzîdInnen.
  • Die êzîdischen »Widerstandseinheiten Şengals« (YBŞ) und die »Widerstandseinheit der Frauen von Êzîdxan« (YJÊ), welche den Schutz und die Verteidigung der ÊzîdInnen in Şengal gewährleisten, sollen als solche anerkannt und ihre Ausrüstung und Ausbildung zur weiteren Bekämpfung des IS gefördert werden.
  • Ein konsequentes und gemeinsames Handeln gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
  • Internationale Fonds und politische Unterstützung für den Wiederaufbau des Şengal-Gebiets sowie die Einrichtung eines Hilfskorridors, um den dort erforderlichen Wiederaufbau zu ermöglichen.

75xYilmazYilmaz Pêşkevin Kaba setzt sich in verschiedenen Organisationen in Celle, Hannover, aber auch auf Bundesebene u. a. für eine »bessere« Partizipation der MigrantInnen am gesellschaftlichen und politischen Leben ein. Dort ist er vor allem in den Bereichen Flüchtlingspolitik, Jugend und diplomatische Beziehungen sowie Öffentlichkeit mitverantwortlich. Er ist auch Vorstandsmitglied der Föderation der Êzîdischen Vereine FKÊ e. V. sowie des Demokratischen Gesellschaftszentrums der KurdInnen in Deutschland NAV-DEM e. V.

 


Selbstverständnis der Föderation der Êzîdischen Vereine – Federasyona Komelên Êzîdiya – FKÊ

Die Föderation der Êzîdischen Vereine e. V. vertritt die Interessen der in ihr organisierten ÊzîdInnen/êzîdischen KurdInnen unabhängig von deren Herkunft und politischer Orientierung. Zu den Arbeitsschwerpunkten der Föderation der Êzîdischen Vereine e. V. gehört die gelungene Integration der Mitglieder in die Mehrheitsgesellschaft, der Erhalt und die Pflege des kulturellen Erbes des ÊzîdInnentums sowie soziale und humanitäre Hilfestellung für Flüchtlinge und Notbedürftige in Europa und den Herkunftsländern der ÊzîdInnen.
Zur Erreichung ihrer Ziele arbeitet die Föderation der Êzîdischen Vereine e. V. auch eng mit ImmigrantInnenverbänden und Menschenrechtsorganisationen in Deutschland zusammen. Durch ein breites Netzwerk ist die Föderation mit anderen êzîdischen und kurdischen sowie weiteren Organisationen aus dem Nahen Osten in Europa eng verknüpft.