Interview mit der Jineolojî-Akademikerin Armanc Sarya

 

Die PKK ist eine historische Auferstehung

Xebat Ararat, Kandil, ANF 27.11.2014

Im geografischen Raum des Mittleren Ostens ist einer der wichtigsten Faktoren der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der vergangenen Jahre die Arbeiterpartei Kurdistans PKK. Sie steht für viele einmalige gesellschaftliche Transformationsprozesse für die Region Kurdistan und die dort lebenden Gesellschaften. Die größte revolutionäre Entwicklung der PKK stellt dabei der Freiheitskampf der Frauen dar.

Anlässlich des 36. Jahrestages der PKK-Gründung sprach Xebat Arat mit der Jineolojî-Akademikerin Armanc Sarya in den von der Guerilla kontrollierten Meder-Verteidigungsgebieten über die gesellschaftlichen Transformationen und Veränderungen in der Frauenthematik, aber auch über die Probleme und Schwierigkeiten.

pkk kongress

Welche Veränderung hat die PKK-Bewegung in der kurdischen Gesellschaft bewirkt, auf welche Ebene hat sie die Gesellschaft gebracht?

Die kurdische Freiheitsbewegung unter Führung der PKK hat von Beginn an den Wandel und die Transformation zur Grundlage für ihren Kampf genommen. Aus Sicht der PKK hat das prinzipielle Bedeutung. Dieser Umstand lässt sich auch auf die kurdische Gesellschaft übertragen. Der 36-jährige Kampf ist nicht nur ein Prozess der Bewegung, sondern ein Prozess der Suche einer gesamten Gesellschaft. Die Entwicklung der PKK ist die Entwicklung der kurdischen Gesellschaft. Die Veränderungen in der PKK sind auch Veränderungen im Leben der kurdischen Gesellschaft. Die PKK ist eine Bewegung, die sich auf die Gesellschaft stützt, die mit der Gesellschaft selbst existiert. Sie ist keine Bewegung, die über der Gesellschaft steht oder außerhalb von dieser. Die Architekten dieser Realität sind Abdullah Öcalan und die gesamte Kerngruppe der Bewegung.

Zuerst vollzog diese Kerngruppe in ihrer jeweils eigenen Persönlichkeit die Veränderung zum revolutionären Charakter; und gewann so die gesamte Gesellschaft. Die PKK führte nicht nur Krieg gegen die herrschenden Kräfte der kapitalistischen Moderne, sondern gegen eine kolonialisierte gesellschaftliche Realität, die versuchte, die Gesellschaftlichkeit zu vernichten, die Kultur zur Degeneration zu bringen und die Gesellschaft daran zu gewöhnen. Jede Persönlichkeitsanalyse der Bewegung ist eine Analyse der Gesellschaft. Dessen Bedeutung findet ihren Ausdruck in dem schönen Satz: »Hier wird nicht der Augenblick, sondern die Geschichte, nicht das Individuum, sondern die Gesellschaft analysiert.« Mit diesem Kampf hat sich heute eine Gesellschaft, deren Existenz vollständig geleugnet wurde, zu einer Realität entwickelt, die die ganze Welt in Staunen versetzt. Die kurdische Gesellschaft war in einer Position, von allen Herrschenden verflucht zu sein. Als eine Gesellschaft, die in einer Region mit den meisten Invasionskriegen auf der Welt bestand, erlebte sie die schrecklichste Stufe der Ausbeutung durch den Nationalstaatsfaktor. Die ganze Welt war Zeuge davon und schwieg. Die kurdische Gesellschaft setzte dieser Situation eine PKK entgegen, die auf eigenen Beinen steht, aus eigener Kraft existiert und Lebensräume außerhalb des Systems schafft.

Wir beschreiben den 27. November mit dem kurdischen Wort »vejin«, was so viel wie Auferstehung bedeutet. Die PKK ist eine Bewegung der Auferstehung. In diesem Sinne spiegelt der Gründungstag der PKK, der 27. November, nicht nur ein Symbol wider, sondern eine Realität. Eine Gesellschaftsrealität, die sich aus ihrer eigenen Asche wieder aufgebaut hat. Der sich so viele Frauen, heldenhafte Jugendliche, von klein bis groß opferten.

Die kurdische Gesellschaft beschränkte sich in ihrem Kampf gegen die ganzen Übergriffe, Grausamkeiten und Massaker jedoch nicht nur auf die eigene Gesellschaft. Dieser Kampf ist nicht nur der alleinige Kampf einer Nation. Dieser Freiheitskampf hat sich von Beginn an die Geschwisterlichkeit und die Einheit der Völker zur Grundlage genommen. Ein Kampf mit internationalistischem Charakter. Die PKK ist der stärkste Verbund von Patriotismus und Internationalismus. Diese Freiheitsbewegung ist für alle Menschen offen, die an alle Kulturen, Pluralität, Sozialismus und die Freiheit der Gesellschaften glauben. Die ersten Kader der PKK, Kemal Pir und Haki Karer, sind dessen klarster Ausdruck. Die unterschiedlichen Volksgruppen und Gemeinschaften, die heute zusammen mit den Kurden leben, werden ebenfalls von diesem Widerstand beeinflusst. Heute nehmen sich auch Araber, Perser, Syrer und Armenier den Widerstand dieser Gesellschaft zum Vorbild für ihre Freiheit, nehmen an diesem Kampf teil und geben dafür ihr Leben. Das demonstriert, wie stark die Geschwisterlichkeit der Völker sein kann. Die PKK hat eine Gesellschaft hervorgebracht, die – zuvor in ihrer Existenz geleugnet – nun für eine demokratische Nation kämpft und ihre Sozialität wieder aufbaut. Die kurdische Gesellschaft konstituiert heute selbstständig ihre politische Kraft und ihre gesellschaftlichen Institutionen, kann ihre Selbstverteidigung gewährleisten und gegen die schrecklichsten bewaffneten Kräfte der Welt eine klare Haltung einnehmen, und sie schützt ihr reiches kulturelle Erbe, das in der Geschichte zu begraben versucht wird.

Warum konnten kurdische Bewegungen vor der PKK keine solche Transformation realisieren?

Die Bewegungen vor der PKK hatten es nicht geschafft, im Kontext ihrer jeweiligen Zeit eine vorausschauende Politik zu verfolgen, das Recht der Völker auf legitime Selbstverteidigung zu entwickeln und sich den Prinzipien des wissenschaftlichen Sozialismus entsprechend zu organisieren. Bei all diesen Bewegungen tauchte das Problem einer adäquaten Führung auf, und am wichtigsten war, dass es nicht geschafft wurde, die jeweils aktuelle Realität der kurdischen Gesellschaft richtig zu analysieren und dementsprechend keine Widerstandslinie errichtet werden konnte. Ein Teil hat sich im Schoß der Moderne organisiert und sich nicht von der Systemtreue befreien können. Das herrschende Staatensystem hat aus dieser misslichen Lage der kurdischen Bewegungen Profit geschlagen und jede mögliche Politik entwickelt, um diese Organisierung zu marginalisieren. Dagegen wurde nicht wirklich eine Aufstandshaltung eingenommen. Die Feststellungen und Analysen unserer Bewegung zu dieser Thematik erhellen diese erlebte Geschichte.

Die Organisierung vor der PKK hatte die kurdische Gesellschaft nicht verteidigt, sondern allen möglichen Übergriffen ungehindert ausgeliefert. Weil diese Bewegungen sich nicht auf eigener Grundlage und außerhalb des Systems organisierten sowie das herrschende System nicht überwinden konnten, waren sie nicht vor ihrer Vernichtung gefeit. Es war nicht zu erwarten, dass eine solche Organisierung die Vorreiterrolle für eine Gesellschaft spielen konnte – und wie unsere Bewegung es ausdrückt: Vor der PKK war die Realität in Kurdistan die, dass nicht einmal das ungehinderte Wehen eines Blattes erlaubt war. Der mit der PKK begonnene Kampf hat dieser Situation ein Ende gesetzt.

Die von der PKK vertretene »politisch-ethische Gesellschaft« wird als ein zur kapitalistischen Moderne alternatives Gesellschaftsmodell aufgefasst. Es sei eine Alternative für die gesamte Menschheit, wird betont. Können Sie es kurz erläutern?

Die politisch-ethische Gesellschaft stellt ein Modell dar, in dem alle Unterschiedlichkeiten als Vielfalt betrachtet werden, in dem es keine Geschlechtertrennung gibt, keine Diskriminierung aufgrund von Sprache, Religion und Ethnie. In dem die menschliche Natur aus den Räderwerk des Systems befreit wird und ihr menschliches Wesen wiederfindet. In diesem Gesellschaftsmodell existiert eine Balance zwischen den Bedürfnissen des Individuums und der Gesellschaft.

In der Ökonomie wird das Teilen als Grundlage genommen. Eine dem Sozialismus verpflichtete Ökonomie, welche die Natur als eigenen natürlichen Teil ansieht. Ein Verständnis von Ökologie, in der es keine pragmatische Annäherung an die Natur gibt und Natur nicht mit Eigentum gleichgesetzt wird. Ziel ist, die gesellschaftlichen Beziehungen von Neuem aufzubauen, mit einem freien Zusammenleben zwischen Mann und Frau und einem demokratischen Verständnis von Familie.

Die erste Gesellschaftswerdung in der Geschichte erfolgte mit freiem und gleichem menschlichem Willen und Denken. Der Mensch schuf sich mit seiner gesellschaftlichen Intelligenz seine eigenen Lebensräume. Die demokratische Moderne ist mit gesellschaftlichen Bewegungen, Glaubensrichtungen, Organisationen, Aufständen, welche die gesellschaftliche Intelligenz und den Willen stark organsierten, durch die Geschichte bis in die Gegenwart gelangt. Dem liegt der eigentliche Sozialismus zugrunde und er stellt das Erbe der gesamten Welt, der gesamten Menschheit dar. Die PKK ist heute eine der fundamentalen Kräfte, die sich dieses Erbes annehmen, und wandelt mit ihrem Freiheitskampf auf den Spuren des Erbes der Weltrevolution.

Der Charakter des von der PKK versuchten Aufbaus der Demokratischen Nation kann ein Beispiel für die gesamte Welt sein. Dieser Aufbau ist Teil des Wahrheitsregimes und stellt ein System dar, in dem sich alle Menschen selbst wiederfinden können, in dem sich jede Gesellschaft ihren eigenen spezifischen Bedingungen entsprechend organisieren kann.

Welche revolutionäre Dimension hat die PKK, insbesondere der Frauenfreiheitskampf, erreicht?

Unsere Bewegung hat die Freiheit der kurdischen Gesellschaft immer an die Freiheit der Frau gebunden. Wir wissen, dass sich die Gesellschaft ohne eine Befreiung der Frau auch nicht befreien wird. Ohne Freiheit der Frau ist keine Gesellschaft frei.

Es wäre absurd, von Freiheit zu sprechen, während der eine Teil der Gesellschaft versklavt ist. Als Bewegung haben wir mit dieser Tatsache unseren Weg begonnen und setzen unseren Kampf fort mit dem Bewusstsein, dass als Erste die Frau kolonialisiert worden war. Wir stärken unseren Widerstand in dem Bewusstsein, dass die Frau die Stammzelle der Gesellschaft bildet.

Die Geschichte der PKK ist gleichzeitig eine Geschichte des Freiheitskampfes der Frau. Frauen haben in vielen Revolutionen eine Vorreiterrolle gehabt. Wir führen mit unserem Kampf ihr Erbe fort und haben uns so weiterentwickelt. In diesem Zusammenhang haben wir die Fehler vergangener Revolutionen und die Tatsache, dass die Frauen nach Revolutionen gezwungen waren, wieder ihre alten Positionen in der Gesellschaft einzunehmen, analysiert und unsere Grundlagen des Kampfes aus eigener Kraft geschaffen. In diesem Punkt haben Abdullah Öcalan und die Führung der Bewegung im Allgemeinen mit ihren Bewertungen und Perspektiven zum Frauenkampf einen wichtigen Beitrag zu dessen Initiierung geleistet. In den schwierigsten Phasen des Kampfes haben wir mit Vorstößen als Frauenbewegung wichtige Impulse gesetzt. Die Frauenbewegung hat sich immer als ein aktiver Prozess entwickelt. Sie wurde zu einer Bewegung, gründete eine Armee; dann folgten die Parteiwerdung und die konföderale Organisierung. Mit der Frauenbefreiungsideologie schloss sie alle Frauen mit ein, mit der Theorie der Loslösung trennte sie sich vom System und mit dem Projekt zur Transformation des Mannes führte sie einen Kampf zur Zerstörung der Konzeption der dominanten männlichen Denkweise.

Zuletzt hat die kurdische Freiheitsbewegung mit der Jineolojî eine neue Stufe des Widerstands eröffnet, auf der sie in den Bereichen von Kunst über Religion bis hin zur Philosophie eine Neubewertung aller von der Frau geraubten Werte vornimmt und diese der Gesellschaft wieder zurückgibt. Die Jineolojî verfügt über ein Potential, das allen Frauen auf der Welt die Grundlage für einen gemeinsamen Kampf bieten kann. Die Vorreiterrolle dafür spielt heute die kurdische Frauenbewegung.

Die Frauenrevolution drückt eine Revolution innerhalb der Revolution aus. Unser Kampf ist ein deutlicher Beweis dafür, dass eine Beteiligung von Frauen an der Revolution und ein langer revolutionärer Prozess, trotz aller möglichen Repression und Schwierigkeiten, möglich ist. Für alle Bereiche des Kampfes war die Teilnahme von Frauen entscheidend. Ob im Krieg, bei der Organisierung, im Gefängnis oder bei den gesellschaftlichen Aktivitäten, die Partizipation und Aktivität der Frau hat immer den Unterschied ausgemacht.

Die kurdischen Frauen haben sich all die Räume, aus denen sie ausgegrenzt wurden, wieder angeeignet. Alle für Frauen verbotenen Flächen haben sie betreten. Beispielsweise demonstrierten sie der ganzen Welt mit dem System des Kovorsitzes ihre starke Beteiligung an der Politik. Selbst die Politik in der Türkei hat darüber zu diskutieren begonnen. Zudem haben die Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen wie Ökonomie, Kultur, Kunst, Bildung und Gesundheit eine Organisierung geschaffen. Heute sind die kämpfenden militanten Frauen in Kobanê (Ain al-Arab) und Şengal (Sindschar) das klarste Beispiel für die Kraft der Frauenrevolution. Junge kurdische Frauen zeigen einen heldenhaften Kampf gegen den faschistischen, vergewaltigenden Islamischen Staat (IS). Wie kann diese Tatsache überhaupt übersehen werden? Die ganze Welt hat das nun akzeptiert, ist erstaunt und beobachtet die Tapferkeit der kurdischen Frauen. Dieses Heldinnenepos der Frauen in Kobanê heute ist ein Charakteristikum des Frauenwiderstandes und drückt hervorragend dessen Identität aus.

Wie sollen die Frauen, welche die Vorreiterrolle in der kurdischen Freiheitsbewegung haben, das im gesellschaftlichen Sinne verwirklichen?

Wenn wir uns die Kampfgebiete in der Gesellschaft betrachten, sehen wir, dass die Frauen die Widerstandsdynamik auf eine starke Art und Weise annehmen. Die Bereiche mit der heute stärksten, aktivsten und radikalsten Position sind diejenigen, in denen die Frauenorganisierung stark, dynamisch und fließend ist. Es ist die Realität, dass die kurdische Freiheitsbewegung und der Frauenfreiheitskampf Seite an Seite verlaufen, sich gegenseitig stärken, fördern und vertiefen. Das Motto unserer Bewegung »Die PKK ist eine Frauenpartei« drückt das am besten aus. Unser Kampf hat sich das zur Grundlage genommen und bis in die Gegenwart getragen. Frauen sind Teil dieser Revolution; Revolution bedeutet Frauenfreiheit. Die Freiheit Kurdistans und der kurdischen Gesellschaft hängt für uns mit der Befreiung der Frau zusammen. Die Demokratisierung Kurdistans ist gleichbedeutend mit Erfolgen des Frauenkampfes. Die Wiederaneignung der eigenen gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Rechte durch die kurdische Gesellschaft wird sich durch die Aneignung dieser Bereiche durch Frauen realisieren.

Solange die Frauen sich politisch, sozial, wirtschaftlich, kulturell, gesundheitlich, bildungstechnisch, in der Selbstverteidigung, kurz: in allen Bereichen, selbst organisieren und institutionalisieren und in diesem Sinne die Sichtweise des System brechen oder ablehnen, so lange wird die Gesellschaftlichkeit weiter gestärkt werden. Die der Gesellschaft mit Schwierigkeiten geraubten Lebenswerte werden wieder ihr gehören. Vergessen wir nicht, dass die Frauen diese Werte mit ihrer Intelligenz und Anstrengung geschaffen hatten. Die Grundlage für die Macht wurde mit dem Raub dieser Werte der Frauen gelegt und das setzt der Kapitalismus als größter Dieb heute noch gründlicher fort. In diesem Punkt müssen die Frauen diese Probleme mit der Sichtweise der Jineolojî sehr klar sehen, analysieren, diskutieren und eine Haltung dazu einnehmen, und sie müssen sich selbst bilden, für Frauen aus den verschiedensten Kreisen ein Bewusstsein über dieses Thema schaffen, sie organisieren und zu einer sich selbst verteidigenden Kraft werden lassen.

Sie erklärten, die kurdischen Frauen hätten einen gewissen Kampf- und Organisierungsgrad erreicht. Bestehen heute noch Organisierungsprobleme im Kampf der Frauen, die sie immer noch nicht überwunden haben?

Wir haben als kurdische Frauen die Pflicht, noch weitere Kreise außerhalb der unseren zu erreichen. Wir haben einen bestimmten Grad erreicht, doch das müssen wir noch weiter ausbauen. Wir verfügen über eine Kraft, die Probleme der Gesellschaft zu analysieren und zu lösen, doch müssen wir dafür unsere Organisierung noch breiter gestalten und vertiefen. Denn es gibt ernsthafte Probleme in der Gesellschaft. Sie verarmt wirtschaftlich; die Menschen sind in einer Situation, in der sie ihre einfachsten Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können. Die ärmsten und benachteiligten Teile der Gesellschaft sind Frauen; sie wurden aus vielen Arbeitsbereichen ausgegrenzt. Um über die Runden zu kommen, werden viele zur Prostitution gedrängt. Das ist ein ernsthaftes Problem. Die Fälle von Gewalt gegen Frauen, Tötung und Vergewaltigung haben eine schreckliche Dimension erreicht. Junge Mädchen werden zur Heirat mit alten Männern gezwungen und ihr Leben treibt auf eine Katastrophe zu. Als Folge stehen wir vor Selbstmorden. Frauen akzeptieren das als ihr Schicksal.

Zudem haben Frauen Probleme mit der Gesundheit und der Bildung. Sie gehören mit Kindern zu den am stärksten Benachteiligten. Ihre Zukunft ist keinesfalls garantiert, die der Gesellschaft ebenfalls nicht. Das sind Themen, die wir aufgrund des heutigen und zukünftigen Prozesses schnell und vordringlich behandeln müssen. Der Frauenkampf intensiviert sich natürlich in diesen Bereichen und wird noch gründlicher umfassende und tiefere Analysen durchführen.

Die Frauen müssen sich in jeder Hinsicht selbst verteidigen und organisieren. Ob in der Politik, im Sozialen, in der Wirtschaft oder gegen die Ausbeutung und den Missbrauch der Kultur. Insbesondere muss die eigene Muttersprache geschützt und gefördert werden. Die Frauenbewegung hat das größte Potential, dem System eine Alternative entgegenzusetzen. In Stadtteilen, Dörfern, Städten, überall braucht es Organisierung.

Am stärksten greift das System die Familien an. Es bedarf einer Veränderung und Transformation auf der Basis der Frauenbefreiungsideologie und des gemeinsamen Zusammenlebens. Die Frauen müssen die herrschende Familienorganisierung in eine demokratische Familienorganisierung transformieren. Kurz, die Frauen müssen alle Bereiche auf der Basis von Freiheitsprinzipien von Neuem gestalten.

Der Kampf der Frauen wurde jahrelang zur Steigerung des Freiheitsgrades geführt; diesen Kampf werden wir auf noch höhere Ebenen tragen!

Wollen Sie abschließend noch etwas sagen?

Der von der PKK begonnene Kampf geht in das 37. Jahr; die letzten 36 Jahre stellen gleichzeitig einen von Tausenden in die Freiheit verliebten Frauen geschaffenen Widerstand dar. Die Bewegung hat uns gelehrt, dass die Revolte permanent ist. Wir werden mit diesem Wissen unseren Freiheitskampf weiterführen.

In diesem Sinne gratuliere ich Abdullah Öcalan, den Kurdinnen und Kurden und allen Frauen auf der Welt zum 36. Jahrestag der PKK-Gründung.